Heute nimmt sich der Staatenlos-Blog einem provokanten Thema an – dem Waffenrecht auf der ganzen Welt. Provokant, weil über das Thema in Deutschland einerseits einseitig berichtet, andererseits jedoch auch die allgemeine Stimmungslage selbst legalen Waffenbesitzern deutlich zusetzt.
Denn wer heute sein Recht auf Selbstverteidigung wahrnehmen möchte, wird als potentieller Amok-Läufer, Terrorist oder ganz einfach als Psychopath gesehen.
Sich über Obama oder gar Hillary Clinton zu echauffieren gilt in vielen Kreisen bereits als Geständnis ein menschenverachtender, christlicher Republikaner zu sein. Sich für das Menschenrecht auf Waffenbesitz einzusetzen ist die Todsünde schlechthin – selbst für manche liberale und libertär denkende Menschen.
Dabei sind die Mentalitäten ganz anders, wenn man einfach mal die nächsten Grenzen überspringt. Die Schweiz ist laut diversen Quellen das hochgerüsteste Land Europas – und gleichzeitig eines mit der niedrigsten Mordrate.
Wie kann das zusammenhängen? Waffen töten doch, oder?
Ziel eines Artikels über Waffengesetze weltweit
Neben der Schweiz gibt es mit Tschechien ein Nachbarland, wo nicht nur die Waffe im Schrank, sondern die Waffe in der Hosentasche normal ist. Denn bei aller Wertschätzung für Jäger, Sportschützen und andere per Gesetz gezwungenen Waffenwegschliesser:
Was nützt mir die Waffe im Haus, wenn ich bedroht werde?
Diese Frage kann sich jeder selbst beantworten. Mein Beitrag möchte die große Masse an Waffengegnern ohnehin nicht überzeugen, sondern der Minderheit an Waffen-Liebhabern dienen. Diese werden – den Bürger kann man schließlich nie genug entwaffnen – immer weiter drangsaliert. Für viele liegt nicht zuletzt aus anderen Gründen deshalb eine Auswanderung durchaus im Bereich des Denkbaren.
Doch wohin? In welchen Ländern kann man seiner Leidenschaft nachgehen ohne sich rechtfertigen zu müssen? Wo kann man sich in seiner Sicherheit noch auf sich selbst statt auf überforderte Polizisten verlassen?
Zugegeben, ich selbst habe keine Erfahrung mit Schusswaffen. Eine Pistole ständig durch Sicherheitskontrollen am Flughafen und Dutzende Grenzkontrollen zu schmuggeln wäre auch etwas leichtsinning. Aber ich kann mich gut an das alte Luftgewehr meines verstorbenen Großvaters erinnern, das wir als Kinder trotz seiner Unfähigkeit zu schießen bewundert haben. Aber selbst diese kaum als Schlagstock zu gebrauchende „Waffe“ musste vor einigen Jahren entweder dem Staat übergeben werden – oder in einen maßlos teuren Sicherheitsschrank verstauben.
Faktoren eines Rankings liberaler Waffengesetze
Heute braucht man für Waffenbesitz triftige Gründe: falls man nicht nach teuren Schulungen den Wald von Parasiten säubert, bleibt einem höchstens die Zielscheibe im Schützenverein. Dass man seine „Waffe“ mit sich spazieren trägt ist vielen unvorstellbar.
Dabei gibt es gute Gründe, seine Waffe mit sich spazieren zu tragen. Sonst nützt sie schließlich nicht viel. Dieser Beitrag macht dies genau zu seinem Punkt. Man kann viele verschiedene Rankings anstellen, welche Länder am liberalsten Waffen gegenüber sind. Mein Ranking basiert auf drei simplen Kriterien, die ich als Laie mit gewisser Staats-Skepsis wichtig finde. Den geneigten Leser bitte ich eventuell mangelnde Kenntnisse von Fachsprache zu verzeihen.
1. Waffenbesitz ist kein Privileg, sondern ein Recht. Private Selbstverteidigung ist ein expliziter Grund für den privaten Waffenbesitz.
2. Die Waffe darf im Alltag mit sich geführt werden, Während dies offen fast nirgends außer in den USA möglich ist („open carry“), kann man die Waffe verborgen auch in einigen anderen Ländern mit sich führen („concealed carry“).
3. Die vorigen Punkte 1 und und 2 lassen sich in ihrer Anwendung differenzieren.
a. Manche Staaten gewähren sie rechtmäßig jedem, der die gesetzlichen Anforderungen erfüllt.
b. Viele Staaten erlauben es generell manchen, lassen in vielen Fällen aber Willkür walten.
Offensichtlich sind die Staaten mit dem liberalsten Waffenrecht der Welt also diejenigen, die das Recht auf Selbstverteidigung kombiniert mit der Möglichkeit auf Concealed Carry rechtsmäßig jedem gewähren, der die von ihnen bestimmten Anforderungen erfüllt.
Leider ist diese Menge sehr klein, weshalb der andere Faktor mit einbezogen werden muss, welcher jedoch immer noch eine deutliche Verbesserung zu vielen Staaten wie etwa Deutschland bedeutet. Für weitere Informationen über diese Tatsachen hinaus verweise ich auf die Links.
Welche Staaten warum nicht enthalten sind
Die Vereinigten Staaten von Amerika sind aus folgendem Grund nicht in der Liste enthalten: einerseits weiß jedes Kind, das die USA sehr liberale Waffengesetze haben. Andererseits sind diese je nach den 50 Bundesstaaten regional sehr unterschiedlich, was den Rahmen dieses Artikels sprengen würde.
Auch die Schweiz und Österreich werden in diesem Beitrag nicht erwähnt, obwohl ihre Waffengesetzgebung relativ liberal ist. Österreich nicht, weil die Gesetzgebung sehr willkürlich scheint. Die Schweiz nicht, da es zwar wegen der allgemeinen Wehrpflicht dort viele Waffen in Schränken gibt, diese aber mit sehr wenigen Ausnahmen nicht auf der Straße erlaubt sind. Beide Länder – im Gegensatz zu Deutschland, das nichts aus der Zeit des Nationalsozialismus gelernt haben zu scheint – erkennen jedoch ausdrücklich das Recht auf Waffenbesitz zur Selbstverteidigung an.
Auch Länder mit hoher Gewaltkriminalität wie der Irak, Pakistan oder Südafrika sind nicht in dieser Liste enthalten, obwohl sie liberales Waffenrecht haben. Dies ist durch den Schmuggel illegaler Waffen in diesen Ländern auch dringend nötig. Denn irgendwie müssen sich die wohlschaffenen Bürger ja gegen Kriminalität verteidigen können. Mit Ausnahmen von gewissen Gegenden Südafrikas sind es jedoch nicht gerade Gegenden, an denen man sich ohnehin niederlassen würde.
Wer gehört also letztlich zu den Staaten mit einer sehr liberalen Waffengesetzgebung? Überraschend führen europäische Staaten die Liste an, nur mein aktueller Aufenthaltsort Panama gut mithaltend. Folgende 6 Nationen belegen die Spitzenplätze – außer Panama sicher beeinflusst durch ihre Historie mit der Sowjet-Union.
5. Slowakei
4. Serbien & Bosnien
3. Panama
2. Tschechien
1. Estland
5. Slowakei
Slowakeis Waffengesetzgebung ist etwas strikter als die seiner tschechischen Nachbarn. Eine Lizenz muss erworben werden – der Vorgang dauert etwa 3 Wochen. Anforderungen sind ein Alter von 21 Jahren, keine kriminelle Vorgeschichte, keine mentalen und körperlichen Probleme sowie das Bestehen einer mündlichen Prüfung.
Der Erwerb einer Concealed Carry-Lizenz obliegt der Polizei, die eine entsprechende Begründung fordert. Unternehmertum oder Selbstständigkeit, das Ausüben von Geldgeschäften im Beruf oder Opfer vergangener Straftaten zu sein qualifiziert etwa für diese Lizenz. Selbst-Verteidigung wird generell, wenn auch nicht immer, anerkannt. Trotzdem besitzen nur etwa 2% der Slowaken eine Concealed-Carry-Lizenz.
Eine Waffe zum Selbstschutz für den Hausgebrauch zu erwerben ist hingegen einfach. Auch sind Luftgewehre, Gaspistolen und Vorderlader für jeden über 18 ohne Erlaubnis frei erwerbbar.
4. Serbien & Bosnien
Nicht zuletzt als Nachwehen des Jugoslawien-Krieges besitzt Serbien eine der höchsten Waffenbesitz-Raten der Welt. Auf knapp 7 Millionen Menschen entfallen etwa 3 Millionen Schusswaffen. In diesem Hinblick liegt Serbien dabei weltweit an zweiter Stelle bezogen auf die Bevölkerungszahl – direkt nach den USA . Mit Zastava Arms, Prvi Partizan und Krušik besitzt Serbien über eine weltweit exportierende Waffen- und Munitions-Industrie.
Serbien gehört dabei zu den wenigen Staaten, die Selbstverteidigung ausdrücklich als Recht zum Waffenbesitz anerkennen. Eine Concealed-Carry-Lizenz zu erwerben ist hingegen schwierig. Nur geprüfte Pistolen-Besitzer, die sich in unmittelbarer Lebensgefahr befinden, haben eine gute Chance auf die Lizenz.
Dafür kann jeder über 18 unbegrenzt Waffen kaufen, wenn er die Erlaubnis dazu hat. Anforderungen sind etwa die Freiheit von Kriminalität, mentalen Problemen und Alkohol- und Drogen-Missbrauch. Das letzte Wort obliegt allerdings der Polizei, die strikt die Hintergründe von Familie und Bekannten überprüft. Gerichtliche Berufung wird nicht gewährt. Waffen werden registriert und müssen an einem sicheren Platz aufbewahrt werden.
In Bosnien verhält es sich generell ähnlich wie in Serbien. Der Erwerb einer Concealed-Carry-Lizenz ist jedoch einfacher und eine Berufung bei Ablehnung einer Lizenz ist möglich. Für diese muss man einen Kurs absolvieren und eine schriftliche Prüfung bestehen.
3. Panama
Hier in Panama ist es nicht nur einfach an eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung zu kommen, sondern auch Waffen zu besitzen. Tatsächlich begegnete ich gerade gestern einen lokalen Gentleman, der seine Waffe beim Bar-Besuch mit sich trug. Auf entsprechende Nachfrage klärte er mich auf.
Jeder, der legal eine Waffe besitzt, kann sie concealed tragen. Eine Erlaubnis erfordert eine Blutprobe und Fingerabdrücke sowie Drogen- und weitere Checks. Der Prozess dauert jedoch etwas – wie alles in Panama. Für all diejenigen, die sich in einem tropischen Paradies zur Ruhe setzen wollen, aber auf ihr Hobby nicht verzichten wollen ist Panama deshalb eine wunderbare Wahl. Allerdings fehlt wohl eine Schusswaffen-Kultur im Land, was den legalen Erwerb vernünftiger Schusswaffen eher schwierig macht.
2. Tschechien
Tschechien ist eines der liberalsten Länder in Europa bezüglich des Waffenrechts. Es erkennt Selbstverteidigung ausdrücklich als Begründung für den Waffenbesitz an. Nicht verwunderlich ist Sportschießen der dritt beliebteste Sport im Land (nach Fussball und Eis-Hockey)
Neben den üblichen Anforderungen muss man jedoch auch diverse Tests über sich ergehen lassen und wird einer medizinischen und teilweise auch psychologischen Untersuchung unterworfen.
Dafür kann am Ende jeder tschechische Bürger mit entsprechender Lizenz seine Schusswaffen verborgen tragen. Concealed Carry in der Tschechischen Republik erfordert keine spezielle Erlaubnis. Zur Selbstverteidigung in Handschusswaffen sind allerdings nur Vollmantelgeschosse und Soft-Point-Bullets erlaubt.
Tschechen dürfen eine unbegrenzte Anzahl an Waffen besitzen, aber nicht mehr als 2 Schusswaffen gleichzeitig mit sich tragen. Die Aufbewahrung der Waffen hängt von der Anzahl und der verfügbaren Munition ab und wird entsprechend gesetzlich bestimmt.
1. Estland
Estland ist – auf dem zweiten Blick wenig verblüffend – erster in unserer Rangliste. Mit der niedrigsten Verschuldung in Europa, einer innovativen Regierung, die das Land zu einem der Digitalsten der Welt gemacht hat und guten Bedingungen für Unternehmen wundert es nicht, dass Estland Waffen vergleichsweise liberal gegenübersteht. Berücksichtigt man die stete Bedrohung durch den übermächtigen Nachbar Russland ist es wenig verwunderlich, dass die Regierung seinen Bürgern Waffen zur Selbst-Verteidigung ausdrücklich zugesteht.
Die Beantragung einer Schusswaffen-Erlaubnis lässt sich in Estland dabei vergleichsweise einfach und online erledigen. Nach einer schriftlichen Bewerbung gibt es lediglich eine medizinische Untersuchung, auf dessen Basis eine Erlaubnis gewährt wird. Diese gilt für 5 Jahre. Der Kauf beschränkt erhältlicher Schusswaffen, welche innerhalb von 7 Tagen registriert werden müssen, benötigt eine weitere Erlaubnis, die jedoch generell unbürokratisch und schnell erteilt wird.
Dafür ist Concealed Carry in Estland für jeden Waffenbesitzer ohne weitere Begründung möglich. Wer im legalen Besitz einer Waffe ist, kann sie ohne weitere Erlaubnis mit sich führen. Ausnahmen bilden lediglich öffentliche Veranstaltungen.
Abschließende Bemerkungen zur globalen Waffenfreiheit
Ein Länder-Waffen-Ranking kann es niemals allen Recht machen. Gesetze ändern sich stetig, während Informationen über viele Länder oft gar nicht oder nur unvollständig vorliegen.
Weitere Orte, die der Autor für einen näheren Blick empfehlen würde sind etwa Paraguay, Chile, Argentinien, Mexiko, Neuseeland, die Philippinen und Südafrika.
Diese bieten alle relativ gute Möglichkeiten einzuwandern und seinem Waffen-Hobby weiter zu frönen. Lebensqualität ist dabei an den richtigen Orten sehr hoch. Concealed Carry ist in diesen Ländern zumindest potentiell möglich und der Erwerb von Schusswaffen ist nicht deutlich schwieriger als den hier top gerankten Ländern.
Wer jedoch in Europa bleiben will, der hat als EU-Bürger keine Probleme sich etwa in Tschechien, der Slowakei oder Estland niederzulassen. In Zeiten immer größerer Waffen-Hysterie in Deutschland mag das für den ein oder anderen Waffen-Liebhaber eine erstrebenswerte Option sein. Selbst mit der hier nicht aufgeführten Schweiz und Österreich gibt es Nachbarländer, an denen Schießen noch nicht so extrem angefeindet wird.
Am Ende muss jeder wissen, ob ihm Schuss-Waffen wichtig sind oder nicht.
Ein großes Maß an menschlichen Leid hätte jedoch verhindert werden können, wären etwa Juden, Armenier, Kambodschaner oder Einwohner Ugandas nicht erst entwaffnet und dann umgebracht worden.
Das soll alles andere als heißen, dass Staaten mit strikten Waffengesetzen genau dies planen. Doch im Wissen auf das Recht auf Selbst-Verteidigung und einer Waffe auf dem Nachtisch oder in der Hosentasche schläft und lebt es sich für den ein oder anderen sicher besser…
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