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Chile gilt vielen potentiellen Auswanderern als Sehnsuchtsland.

 

Viel hat man schon gehört von der langen schmalen südamerikanischen Nation, die sich von der trockensten Wüste der Welt, Atacama, entlang Pazifik und hohen Anden-Gebirge bis zur Antarktis schlängelt.

 

Kommunistische und kapitalistische Diktatoren wie Allende oder Pinochet prägten die Geschichte des Landes, das seit mehr als 30 Jahren aber eine stabile Demokratie aufweist. Die unter Pinochet eingeleiteten marktwirtschaftlichen Reformen machten Chile zum kapitalistischen Musterland in Südamerika – und damit auch schnell zum wohlhabendsten. Private Altersversorgung und andere Errungenschaften sind einzigartig auf der Welt.

Doch wie sieht die derzeitige Lage in Chile aus? Hat die tendenziell sozialistische Regierung das Land mittlerweile Richtung Abgrund geführt? Oder ist Chile weiterhin ein Ort, den es sich anzuschauen lohnt?

Diese Fragen wollen wir in einem Interview mit meinem Bekannten Patrick nachgehen, der als eines der Mitgründer von Fort Galt unternehmerisch in Chile tätig ist. Patrick gibt im Folgenden wertvolle Tipps, falls Du Dir ein Leben in Chile vorstellen kannst. Die Gründe dafür können vielfältig sein.

Auf diesem Bild ist ein Berg mit wunderschön blauem Wasser und Natur zu sehen

Interview mit Patrick White, Mitgründer von Fort Galt

 

1. Hallo Patrick. Seit wann lebst Du in Chile und was machst Du dort? Wo auf der Welt hast Du vorher gelebt?

Ich lebe in Chile seit etwas weniger als einem Jahr. Letzten September bin ich in den Küstenort Vina del Mar gezogen, danach durch das Land gereist bis ich Valdivia im Süden gefunden habe. Hier bin ich eines der Gründungsmitglieder des Fort Galt Projektes. Vorher habe ich in Arizona, USA, gelebt, bin aber gebürtiger Frankfurter und habe deshalb sowohl die amerikanische als auch die deutsche Staatsbürgerschaft.

Wie die Leser vielleicht wissen, werde ich als gebürtiger Amerikaner von den Steuerbehörden weltweit verfolgt. Im Moment verdiene ich jedoch zu wenig als das eine Ausbürgerung Sinn ergeben würde. Mir geht es dabei weniger um Geld als um die Moral. Das Problem mit der IRS liegt eher an den Gesetzen wie FBAR und FATCA, die im Ausland lebenden Amerikanern vorschreiben jährlich ihre Offshore-Konten und andere Vermögensgegenstände zu offenbaren. Viele Banken lehnen US-Bürger mittlerweile ab, weil es zu viel Aufwand ist die Berichtspflichten zu erfüllen.

Hinzu kommt, dass wir hier in Chile als US-Bürger immer ein Rückflug-Ticket haben müssen, was für andere Nationen nicht gilt. So gesehen hat die USA die ersten Ansätze zu Kapital- und Personenkontrollen bereits getroffen. Einen deutschen Pass zu haben lässt einem noch mehr Möglichkeiten.

 

2. Hat sich die Wirtschaft seitdem verbessert? Was denkst Du über die Zukunft? Was sind die größten Herausforderungen?

Ja, die Wirtschaft wächst stetig. Merkt man zum Beispiel an dem im Vergleich zu den Staaten merklich erhöhten Bau-Tätigkeit. Auch wird gerade die nationale Schnellstraße bis hinunter nach Valdivia ausgebaut. Dieses Straßensystem ist hauptsächlich privat und Maut beträgt je nach Sektion zwischen 1$ bis 5$. Sie ist brandneu und in sehr guter Kondition. Unser Appartment wurde ebenfalls erst vor einem Jahr fertig gestellt. Ein Appartment westlichen Standards mit 3 Schlafzimmern und 2 Badezimmern gibt es hier für nur 500$ im Monat.

Das durchschnittlich chilenische Gehalt steigt jedes Jahr, während es im Westen eher stagniert (Deutschland) oder sinkt (USA). Viele Dinge verbessern sich langsam, weil Chile von einem Schwellenland zu einem Erste-Welt-Land werden möchte. Die größte Herausforderung ist dabei seine Abhängigkeit von der Kupfer-Industrie, die ihrerseits auf eine wachsende Weltwirtschaft und insbesondere chinesische Nachfrage angewiesen ist.

 

3. Gibt es irgendwelche Bereiche in Chile, in die es sich zu investieren lohnt?.

Wenn man weiß, wo man schauen muss, kann man sehr gute Immobilien finden. Land ist vergleichsweise günstig im Süden, man kann etwa 20 Hektar Farmland für 100.000$ kaufen – oft samt Haus. Wasser gibt es im Süden zudem im Überfluss. Grundsteuern sind niedrig, unter 35.000$ zahlt man sie gar nicht. Auch Renovierungsarbeiten können die Steuer drücken. Im südlichsten Teil des Landes nahe zur Antarktis verschenkt die Regierung sogar Land.

Ein weiterer Anreiz wäre das Programm „Start-Up Chile“. Es hilft neu gegründeten Unternehmen, die nach Chile ziehen mit Darlehen und Stipendien bis zu 40.000$.

 

4. Wie leicht ist es ein Unternehmen in Chile zu gründen? Gibt es irgendwelche Bereiche mit besonderen Chancen?

Es ist einfach ein Unternehmen in Chile zu starten – die Registrierung kann sogar online erfolgen. Ein initiales 6-monatiges Investment-Visa kann man einfach durch eine 4000$-Investition bekommen – ob in ein eigenes oder fremdes Unternehmen in Chile. Zur Verlängerung ist der Nachweis eines gewissen Einkommens und Fortschritt des Unternehmens nötig.

Das Nervigste am Geschäfte machen in Chile ist das stete Herumrennen für verschiedene Stempel, die die Regierung gerne benutzt. Diese sind nämlich für viele Dokumente vorgeschrieben. Zudem gibt es die Mehrwertsteuer, die verlangt allen Kunden eine Quittung auszustellen, die zeigt, dass Steuer auf das Produkt hinzugefügt wurde.

 

5. Wie steht Chile im Vergleich mit anderen Ländern der Region da?

Chile ist eines der besten Orte in Südamerika für Business. Generell geht es in die richtige Richtung, obgleich Chiles Abhängigkeit von der Weltwirtschaft durch Kupfer- und Agrar-Exporte den Optimismus etwas dämpft. Verglichen zu etwa Argentinien geht es Chile prächtig, relativ zum stark aufholenden Peru immer noch gut. Neben Uruguay käme für mich kein anderes Land hier in Südamerika in Betracht.

 

6. Was muss Chile tun um die Geschäftsbedingungen zu verbessern?

Der Papierkram insbesondere in Zusammenhang mit der Mehrwertsteuer sollte beseitigt werden, sonst geht es in Chile aber sehr unbürokratisch zu. Lediglich die Mehrwert- und Import-Steuern sind etwas hoch und sollten gesenkt werden.

 

7. Wie ist de generelle Einstellung im Land zu Kapitalismus und Unternehmertum?

Wie überall gibt es eine sozialistische, anti-kapitalistische Fraktion im Land, doch ist sie in Chile in der Minderheit. Die Regierung ist bemüht Chile als attraktiven Geschäfts-Standort zu bewerben, auch wenn sie momentan eher sozialistisch geprägt ist. Allerdings sieht es so aus, als ob sie die nächste Wahl verlieren werden…

 

8. Wenn Du in Chile investieren müsstest, in welchem Bereich?

Die besten Investments sehe ich in Immobilien und in der Agrarwirtschaft. Weil chilenisches Essen nicht sonderlich gut ist, haben gute, ausländische Restaurants hohe Erfolgschancen. Dies gilt auch für kleinere Fachgeschäfte vieler Art.

 

9. Du bist an einem Projekt namens „Fort Galt“ beteiligt. Kannst Du mehr davon erzählen?

Fort Galt ist eine unternehmerische Gemeinschaft und „Makerspace“ in Herzen von Südchile. Essentiell kann man es sich Fort Galt als Apart-Hotel vorstellen, wo Mitglieder sich einen Raum einer bestimmten Größe kaufen können und so Zugang zu anderen Unternehmern im Fort haben. Grundsätzlich wollen wir erreichen was viele andere Leute verfehlt haben. Es waren viele libertäre Gemeinschaften in Chile geplant, die aber alle gescheitert sind – ob aus Missmanagement, Betrug (Freedom Orchard, Galts Gulch) oder weil der Gründer es im Nachhinein als schlechte Idee sah (Sovereign Valley). Statt einer libertären Richtung zu folgen, konzentrieren wir uns mit Fort Galt lieber auf Unternehmer und Macher. Wir haben uns entschieden, klein anzufangen und den Kauf von Apartments so zu strukturieren, dass es wenig risikoreich für Investoren ist. Unser Hauptziel ist es mit Fort Galt erfolgreich in einem Bereich zu sein wo so viele andere Projekte bisher gescheitert sind.

Auf diesem Bild ist eine Grafik von Fort Galt zu sehen, was chilenisches Land in Bauflächen unterteilt

10. Inwieweit seid ihr mit dem gescheiterten Galts Gulch Projekt involviert?

Fort Galt sollte ursprünglich in Galt’s Gulch gebaut werden, einer libertären Gemeinschaft nördlich der Hauptstadt Santiago, die durch Missmanagement und Betrug gescheitert ist. Als der Betrug eines Team-Mitgliedes entdeckt wurde, entschloss sich der ursprüngliche Gründer Gabriel Scheare das Projekt zu beenden und die ersten Investments zurückzuerstatten. Mit neuen Partnern begann er dann mit uns Fort Galt im Süden Chiles zu entwickeln. Zu den Überresten des Galts Gulch Projekt haben wir keinen Kontakt mehr.

 

11. Welche Chancen bietet Fort Galt etwa für einen Perpetual Traveler?

Indem man in ein Apartment in Fort Galt investiert, kann man sein 6-monatiges Investor-Visum bekommen. Nach 6 bis 12 Monaten ist eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung und ein chilenisches Bank-Konto möglich. Chilenische Banken sind deutlich solventer als westliche Banken und zahlen mit 3% bis 4% noch vergleichsweise hohe Zinsen. Die chilenische Staatsbürgerschaft ist nach 2 bis 4 Jahren möglich.

Das Zimmer kann natürlich auch zum Wohnen mit Gleichgesinnten in Fort Galt genutzt werden – oder als Zuflucht in Krisenzeiten. Es ist natürlich problemlos möglich es zeitweise zu vermieten, wenn man nicht die ganze Zeit in Valdivia oder Fort Galt bleiben möchte.

 

12. Warum arbeitest Du für Fort Galt?

Der Hauptgrund ist, dass ich wie andere der ursprünglichen Gründer in eine libertäre Gemeinschaft in Chile investieren wollte. Leider sind alle gescheitert, weshalb wir uns letztlich entschlossen das Ganze selbst durchzuziehen und Fort Galt aufzubauen.

 

13. Wann öffnet Fort Galt? Was wären die Kosten einzuziehen?

Im Moment sind wir dabei Land zu erwerben und wollen den Bau diesen Oktober beginnen. Wir hoffen, dass Fort Galt in 2016 fertig ist. Es gibt eine Vielzahl verschiedener Zimmer, die bereits bei 10.000$ anfangen, aber bereits alle ausverkauft sind. Wir bieten jedoch noch immer Räume von 25.000$, 45.000$ oder große Apartments für 100.000$ an. Die kleineren Einheiten haben geteilte Badezimmer und Küchen, während die größeren ihre eigenen haben.

 

14. Wo genau in Chile liegt Fort Galt? Ist es eine sichere Gegend?

Fort Galt wird in der Nähe der chilenischen Stadt Valdivia entstehen, die 150.000 Einwohner besitzt, darunter sehr viele deutsche Einwanderer. Diese kamen zwischen 1890 und 1920 und sorgten für ein immer noch gut erhaltenes deutsches Erbe. So ist das lokale Spanisch seltsam Deutsch akzentuiert und die Einwohner lieben deutsche Besucher oder Neu-Einwanderer. So ist das Klima auch ähnlich wie Süddeutschland – nur schneien tut es nicht. Allerdings regnen – der Überfluss an Wasser in dieser Region war ein weiteres Plus.

Valdivia ist sehr sicher, aber von Naturkatastrophen nicht verschont. Im frühen 20. Jahrhundert traf eines der härtesten Erdbeben der Geschichte die Stadt und zerstörte sie fast völlig. Mittlerweile sind Häuser hier aber erdbebensicher gebaut. Auch Vulkane gibt es etwa im Umkreis von 300km, diese sind jedoch keine Gefahr wegen der Entfernung – auch wenn sie aktiv sind und gelegentlich eine Eruption zu sehen ist.

Auf diesem Bild erkennt man eine Brücke über einen Fluss und Häuser, es ist die Stadt Valdivia

Valdivia, Chile

15. Möchtest Du uns noch etwas mitteilen?

Für Deutsche kann es sich lohnen ihre Kinder in deutsche Schulen in Chile zu schicken. Neben Santiago und Temuco befindet sich auch eine in Valdivia. Hier werden die Hauptfächer in Deutsch gelehrt und Nebenfächer in Spanisch. Homeschooling ist jedoch auch kein Problem hier in Chile.

Eine weitere Empfehlung kann ich für das Unternehmer-Bootcamp Exosphere in Vina del Mar aussprechen.

 

Chile als Ziel zum Auswandern

Herzlichen Dank an Patrick White für die umfassenden Informationen, die Lust auf mehr machen. So werden wir uns in den Folgewochen weiter mit Chile befassen, welches wohl eines der Top-Destinationen auf der Welt für Auswanderungswillige ist.

 

Gerade Deutsche müssen sich im Süden des Landes oft wenig anpassen, sowohl kulturell als auch klimatisch. Fernab von den Konflikten der Welt in wunderschöner Lage kann man sich in Valdivia in Frieden niederlassen und sein Leben genießen.

 

 

Freilich gibt es natürlich auch noch andere Ziele – je nach Lust und Laune. Über das Unternehmer-Bootcamp Exosphere sei etwa in einem Folge-Artikel mehr berichtet.

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