Dieser Artikel ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil beschäftigen wir uns mit den Grundlagen und den ersten 3 wesentlichen Entscheidungskritieren einer Zweiten Staatsbürgerschaft mit dem herausragenden Aspekt der Reisefreiheit. Im zweiten Teil werden dann andere wesentliche Aspekte diskutiert. Detailinfos zu vielen der hier besprochenen Möglichkeiten gibt es im kostenlosen Staatsbürgerschafts-Lexikon.
In wenigen Tagen ist es soweit. Am 26. Juni 2024 können deutsche Staatsbürger das erste Mal in der Geschichte der Bundesrepublik eine weitere Staatsbürgerschaft schrankenlos annehmen ohne ihre deutsche Staatsbürgerschaft zu gefährden. Bisher war dies nur innerhalb der EU, ab Geburt oder über einen Beibehaltungsantrag möglich, dem gerade beim Erwerb einer Staatsbürgerschaft durch Kauf oder Investment kaum stattgegeben wurde. Plötzlich haben Deutsche also alle Optionen in der Hand sich mit einem Zweitpass abzusichern.
Eigentlich zielt das Gesetz natürlich viel mehr auf ausländische Staatsbürger in Deutschland ab, die so leichter und schneller eingebürgert werden können. Dahinter stehen wohl auch politische Motive der aktuellen Regierungsparteien, da diese dann voll wahlberechtigt wären. Aber es ist auch ein Geschenk für bestehende deutsche Staatsbürger, denen bisher Schranken in den Weg gelegt wurden, die einer modernen Nation nicht würdig sind. Ein Großteil der EU-Mitgliedsstaaten akzeptiert bereits mehrfache Staatsangehörigkeit und Deutschland zieht hier nun nach. Nur in Österreich gibt es weiterhin eine sehr restriktive Handhabung dieser Thematik.
Wir bei Staatenlos.ch sind seit einer Dekade bestens positioniert zu diesem Thema. Wir kennen alle gängigen Möglichkeiten einen Zweitpass zu erwerben und haben viele Optionen bereits aktiv umgesetzt, wenn auch eher mit internatioalen Kunden. US-Amerikanern etwa, die der Steuerpflicht nach Staatsbürgerschaft entkommen wollten als auch wohlhabenden Unternehmern aus Schwellenländern, die nach mehr Reisefreiheit suchen. Auch der ein oder andere Deutsche, der nicht mehr Deutscher sein wollte war darunter.
Ohne Frage zieht die Nachfrage nach weiteren Staatsbürgerschaften in der aktuellen politischen und wirtschaftlichen Situation Deutschlands aber stark an. Die Legalisierung mehrfacher Staatsbürgerschaften kommt zu einem Zeitpunkt, in der immer mehr Deutsche das Vertrauen in ihren Staat verloren haben. Ironischerweise unter anderem genau durch die Gesetze, die diese neue Optionen erst ermöglichen. Die Massenzuwanderung und bald auch Masseneinbürgerung ist aber nur einer unter vielen problematischen Faktoren in der aktuellen Bundesrepublik. Jeder Bundesbürger ist gut beraten sich rechtzeitig einen Plan B zu schaffen.
Bei Staatenlos.ch unterstützen wir unsere Klienten seit 10 Jahren mit einem Plan B (und oft auch einen Plan C, D und E). Mithilfe der Flaggentheorie versuchen wir den besten Schutz für die individuelle Situation und Präferenzen eines jeden Einzelnen zu finden. Auch gerade bei der Flagge der Staatsbürgerschaft ist diese wichtige Entscheidung extrem von individuellen Wünschen und Ängsten abhängig. Oft reicht zum Beispiel bereits eine (permanente) Aufenthaltsgenehmigung aus.
Ferner werden viele typische Citizenship by Investment Programme vor allem in der Karibik stark mit irreführenden Informationen beworben, denen man als unkundiger Interessent blind vertraut. Deswegen wollen wir in diesem Artikel aus unserer Erfahrung heraus einmal einige wichtige Entscheidungskriterien für Staatsbürgerschaften diskutieren, die im üblichen Marketing der einzelnen Länder entweder keine Rolle spielen oder aber irreführend wiedergegeben werden. Dabei gehen wir natürlich auch auf einige der besten Optionen in unseren Augen ein, die wir selbstverständlich auch über Kooperationspartner umsetzen können. Weitere und vor allem gebündelte Details zu den einzelnen Programmen findest Du dann in unserem Staatsbürgerschafts-Lexikon, das Du hier kostenlos herunter laden kannst. Sprich uns dann gerne jederzeit über das Kontaktformular an, wenn wir Dir bei der Beantragung deiner weiteren Staatsbürgerschaft unterstützen können
Typische Auswahlkriterien einer weiteren Staatsbürgerschaft
Grob lassen sich 11 wirklich entscheidende Entscheidungskriterien für eine weitere Staatsbürgerschaft zusammenfassen. Alle diese Entscheidungen müssen immer relativ zur vorhandenen Staatsbürgerschaft betrachtet werden und gewinnen oder verlieren an Bedeutung diesbezüglich. Für Zwecke dieses Artikels gehen wir relativ von einer weiter bestehenden deutschen Staatsbürgerschaft aus, da diese aktuell mehr Vorteile als Nachteile bringt. Da dies in der Zukunft aber durchaus auch ins Negative kippen kann, sollte man sich bewusst sein welche Vorteile man potentiell verlieren kann und welche Problematiken mit dem deutschen Pass bestehen können. Trotz der Möglichkeit eines Zweitpasses kann man natürlich auch jetzt die deutsche Staatsbürgerschaft komplett aufgeben, wenn man für seine eigenen Präferenzen eine brauchbare Alternative hat und Komplikationen bei der Ausbürgerung in Zukunft befürchtet. Folgende 11 Entscheidungskriterien schauen wir uns an (die ersten 3 in diesem Artikel):
Relative Reisefreheit: Mit dem sehr starken deutschen Reisepass ist dies bei Fortbestehen der deutschen Staatsangehörigkeit weniger relevant. Dennoch kann man durch die richtige Kombination seine Reisefreiheit und Möglichkeiten wesentlich erweitern und sollte immer darauf schauen, was passiert, wenn man eventuell doch seine deutsche Staatsbürgerschaft aufgibt. Zudem sollten die Möglichkeiten einer weiteren dritten, vierten etc Staatsbürgerschaft in Betracht gezogen werden
Supranationale Zugehörigkeit: EU-Staatsbürger zu sein hat viele Vorteile und aktuell nur geringe Nachteile. Neben der EU gibt es aber auch andere supranationale Einheiten mit unterschiedlich ausgeprägten Integrationstiefen. Ob der südamerikanische Mercosur, das karibische Caricom, westafrikanisches ECOWAS oder andere Zusammenschlüsse – deren möglichen Vorteilen und Nachteilen sollte man sich bei der Wahl der Staatsbürgerschaft bewusst sein.
Diplomatische Unterstützung vs Kontrolle: Deutschland ist trotz seines Niederganges weiterhin ein wirtschaftlich und politisch bedeutendes Land mit zahlreichen Botschaften und Honorarkonsulaten überall auf der Welt. Solch breite Anlaufstellen hat man mit der Staatsbürgerschaft eines Zwergstaates nicht. Eine starke Präsenz der Regierung im Ausland kann jedoch auch Nachteile mit sich bringen.
Wehrpflicht und Kriegswahrscheinlichkeit: Ein Thema, was aktuell viele junge Menschen und ihre besorgten Eltern umtreibt. Eine falsche Auswahl der Staatsangehörigkeit in der falschen Situation kann hier fatale Folgen haben. Dabei ist eine existierende Wehrpflicht nicht unbedingt schlecht, sondern kann sogar ein Vorteil sein. Ebenso muss man die Wehrpflicht oder gar die generelle Mobilmachung aller erwachsenen Männer immer im Verhältnis mit der tatsächlichen Kriegsgefahr sehen.
(Un)-Kooperativität mit dem Heimatland: Eine weitere Staatsbürgerschaft soll vor allem eine Versicherung für die Zukunft vor schlechten Entwicklungen in seiner Heimat sein. Von herausragender Wichtigkeit ist aber die Stellung des Staates der neuen Staatsbürgerschaft mit der der Heimat. Gibt es hier eine zu starke Kooperation oder nimmt die Politik gar aktiv Einfluss darauf die Konditionen zu verschlechtern?
Stigmata des Pass-Kaufes: Vielen Pass-Käufern kann man dies von außen ansehen. Ein Weißer mit einem Karibik-Pass ist genauso auffällig wie ein Farbiger mit einem Kambodscha-Pass. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser ab Geburt oder durch Aufenthalt erworben wurde, ist eher gering. Dies kann in vielen Fällen zu merklichen Nachteilen im Alltag führen wenn dieses Thema bekannt wird. Gerade bei der Einreise kann es hier trotz Visafreiheit zu Schikanen kommen.
Familie und Vererbung: Erwirbt man die Staatsbürgerschaft nur allein oder auch für seine Familie und zu welchen zusätzlichen Gebühren? Sind Eltern, Geschwister oder andere Verwandte aufnahmefähig oder nicht? Profitieren auch zukünftige Ehepartner und Kinder von der neuen Staatsbürgerschaft? Alle diese Fragen sollte man sich je nach eigener Lebenslage stellen.
Pass-Versagung: Eine neue Staatsbürgerschaft bringt meist nur dann Vorteile, wenn man den entsprechenden Reisepass auch sinnvoll nutzen kann. Deshalb sollte man genau auf die lokalen Konditionen der Gültigkeit und möglicher Versagung schauen. Dies kann zwischen verschiedenen Staatsbürgerschaften stark variieren
Austritt aus der Staatsbürgerschaft: Trotz Beachtung aller bisher genannten Entscheidungskriterien kommt es vielleicht zur Situation, dass die neue Staatsbürgerschaft wieder aufgegeben werden sollte. Aber ist dies überhaupt möglich und unter welchen Bedingungen? Und was sollte man bei der Aufgabe der Deutschen bedenken?
Bürokratischer KYC-Aufwand der Beantragung: Ein unterschätzter Faktor für vielbeschäftigte Unternehmer, vor allem mit Familie. Der Bewerbungsaufwand kann in Hunderte Stunden gehen bei manchen Programmen oder nur wenige Stunden Aufwand bedeuten. Auch die tatsächliche Dauer, Vor-Ort-Erfordernisse und weitere bürokratische Regulierungen weichen teils stark voneinander ab. Dies sollte immer in Relation gesetzt werden. Es ist ärgerlich wenn der Antrag von Dutzenden Stunden Arbeit nur deshalb scheitert, weil in der falschen Farbe unterschrieben wurde.
(Versteckte) Kosten und Gegenwert: Natürlich hängt es auch sehr stark von den Kosten ab. Vieles ist hier aber anders als es auf dem ersten Blick scheint. So sind die Gesamtkosten mancher Programme oft niedriger als andere, die hohe versteckte Gebühren neben eher geringeren Investment-Summen haben. Hier ist es wichtig den Überblick bewahren zu können. Gerade bei mehreren Familienmitgliedern ist man sonst schnell ein Vermögen los.
Relative Reisefreiheit
Der Deutsche Pass gilt als einer der stärksten der Welt und wird in jährlichen Rankings nur gelegentlich geschlagen. Zuletzt machten die Vereinigten Arabischen Emiraten mit 179 zu 177 visafreien Einreise-Ländern Deutschland den Titel streitig, nur Spanien überholt Deutschland mit 178 visa-freien Nationen.
Allerdings ist solch ein Ranking, das nur auf die Quantität der visafreien Länder schaut, gleich in mehreren Bereichen irreführend. Die Visafreiheit muss zu den persönlichen Reise- und Geschäftsinteressen passen. Nur weil Deutschland visa-freien Zugang zu ein paar mehr unbedeutenden Entwicklungsländern hat, ist der deutsche Pass nicht automatisch der bessere Pass zum Reisen. Praktisch ist er sicherlich für Extremreisende wie Staatenlos.ch-Gründer Christoph, der alle Länder der Welt mit nicht allzu großen Visa-Ärger bereisen konnte. Für den typischen Unternehmer und Investor hat dies jedoch weniger Relevanz.
Messen muss man die Reisefreiheit zB an der Schwierigkeit der Erlangung von Visas. Manche Staaten schreiben etwa Führungszeugnisse vor um ein Visa zu bekommen. Gerade in Deutschland ist die Beantragung dieser aus dem Ausland heraus sehr nervig und langwierig während sie in Wohnsitzländern wie Paraguay innerhalb eines Tages ausgestellt werden. So können etwa US-Amerikaner visafrei nach Äquatorialguinea einreisen während Europäer einen aufwändigen Visumsprozess durchlaufen müssen. US-Amerikaner wiederum sind sehr eingeschränkt in diversen “Feindländern”, die Deutschland so nicht hat. Ein Visum für Nordkorea, Iran oder Venzezuela zu bekommen ist für US-Bürger extrem aufwändig und bedarf eines starken Willens und viel Zeit. Für Deutsche sind diese Länder hingegen visa-frei oder Visa bei Einreise.
Auch hier muss man auf gute und gleiche Recherchen der Rankings vertrauen. Ist ein elektronisches Visa oder ein Visa on Arrival nun visa-frei oder nicht und wird das auch tatsächlich bei allen verglichenen Nationen gleich angewendet? Der deutsche Pass ermöglicht zum Beispiel in vielen eigentlichen visa-pflichtigen Ländern in Westafrika eine Einreise mit einem vorab genehmighten Visa On Arrival. Ein gewisser Aufwand, aber deutlich weniger als seinen Pass in eine Botschaft zu schicken oder gar selbst vorstellig zu werden. So reiste Christoph mit einem vorab genehmigten Business Visa on Arrival in Nigeria zu eigentlich touristischen Zwecken ein um sich die persönliche Beantragung vor ort in Berlin zu sparen.
Selbst bei tatsächlicher Visapflicht muss man schauen wie aufwändig der Prozess und wie wichtig das Land ist. Wer etwa in die “Schurkenstaaten” aus US-Sicht einreist, verliert die Möglichkeit eines ESTA, das alle 2 Jahre erneuert werden muss. Man muss sich ein B1/B2 Touristen und/oder Business Visum holen um legal in die USA einreisen zu können. Das bedingt zwar eine oft mehrmonatige Wartezeit auf einen Termin und persönliche Vorsprache bei der Botschaft (im Heimatland), führt aber zu zusätzlichen Vorteilen (180 statt 90 Tage am Stück) und hat eine 10-jährige Gültigkeit multiple entry. Vor allem spart es auch Stress bei der tatsächlichen Einreise weil man mit Visum ein besseres Standing hat. Kein ESTA zu haben ist also nicht unbedingt ein Nachteil, wenn man sonst die üblichen Bedingungen eines Visums erfüllen kann.
Die USA haben übrigens Zugriff auf alle jeweils getätigten Flüge im IATA-System. Eine illegale Einreise auf ESTA führt zu einer mehrjährigen Einreisesperre. Neben bekannten Pariah-Staaten wie Iran, Syrien, Jemen und Nordkorea sind auch Irak, Somalia und sogar Kuba auf der Liste. Richtig gehört: wer nach 2021 in Kuba war, hat keine Möglichkeit mehr ein ESTA zu bekommen. Einreise mit einem nicht gestempelten Zweit- oder Neupass fällt auf, es sei denn es wurden Landgrenzen genutzt.
ESTA ist übrigens ein spannendes Thema für sich und hängt maßgeblich an der Visa-Refusal-Quote von einreisenden Nationen. Grundsätzlich erhalten nur Staaten ESTA, deren Bevölkerung konstant weniger als 3% Visa (oder ESTA) Refusals in den USA nachweisen kann. Deutschland nähert sich mittlerweile dieser Rate gefährlich nahe, was durch die mittlerweile fast verschenkte Staatsbürgerschaft noch beflügelt wird. Es ist durchaus möglich dass Deutschland Zugriff auf ESTA in den nächsten Jahren deshalb verliert so wie die Hälfte der EU aktuell diese Möglichkeiten nicht hat. Ganz grundsätzlich gesehen ist eine “visafreie” Einreise in die USA also kein allzu großer Vorteil.
Themenwechsel zum Antagonisten Russland. Hier haben die EU und andere westliche Staaten kollektiv eine Visa-Verpflichtung. Fast alle Schwellen- und Entwicklungsländer können hingegen visafrei nach Russland einreisen. Auch für Deutsche ist das Visum nicht sonderlich schwierig. Seit 2021 gilt ein elektronisches Visum mit einer Verweildauer von 16 Tagen, auch längere Multiple-Entry Visas sind bei den zahlreichen russischen Honorarkonsulaten in Deutschland innerhalb kurzer Zeit besorgt. Dennoch kann eine zusätzliche Staatsbürgerschaft hier auch die deutsche Reisefreiheit erhöhen.
Statt einheitlichen Visa-Regeln in den USA für fast alle Nationen hat Russland hingegen einen wahren Flickenteppich je nach Land. Serbien bekommt als eines der wenigen europäischen Länder etwa 30 Tage Aufenthalt, die Kapverden 60, Vanuatu 90 Tage Aufenthalt. Alle diese Länder haben auch attraktive Staatsbürgerschafts-Programme. Je nach individueller Business- und Vergnügungspräferenz in Russland kann eine längere Verweildauer nun Sinn ergeben oder nicht. Auf die reine Tatsache der visafreien Einreise kommt es erstmal wenig an.
Überhaupt kann die Einreise in “Weltmächte” einen interessanten Einblick in das Standing einzelner Länder auf der Welt liefern und einen möglichen Einblick in die zukünftige Entwicklung eines Passes geben. Zugleich China und Russland als auch Schengen visa-frei haben etwa nur wenige Staaten wie die Seychellen, die karibischen CBI-Länder Grenada und Dominica sowie wieder Serbien. Gerade Serbien ist historisch ein gutes Beispiel, wo sich die Geschichte praktisch wiederholt. Bis zum Mauerfall 1990 hatte die serbische Vorgängerrepublik Jugoslawien tatsächlich den stärksten Reisepass der Welt. Das lag am neutralen, blockfreien Status des Landes, der ihnen sowohl Zugang zum Westen als auch der Sowjetunion und vielen neutralen Ländern ermöglichte. Nach der Zersplitterung Jugoslawiens und den Balkan-Kriegen kam es zu einer starken Abwertung der serbischen Reisefreiheit, die seit den 2000ern jedoch wieder umgekehrt wurde. Heute ermöglicht der serbische Pass zu gut 150 Ländern visa-freien Zugang. Auch wenn man gegenüber der EU und dem Westen skeptisch eingestellt ist, behält man visa-freien Zugang zur Schengen-Zone, UK und anderen Staaten. Gleichzeitig hat man aber auch die Türen in den Osten offen.
Was recht attraktiven Staatsbürgerschaften wie Serbien an Quantität fehlt sind meist unbedeutende Entwicklungsländer, zu denen kaum geschäftliche Beziehungen bestehen. Deutschland als einstmaliger Exportweltmeister, aber auch durch seine großzügige Entwicklungshilfe hat sich hier definitiv den Vorteil sprichwörtlich erkauft. Den meisten CBI-Ländern (Citizenship by Investment) fehlen an bedeutenden Ländern meist noch Australien, Neuseeland und Kanada. Ob ein visa-freier Zugang hier tatsächlich so wichtig ist muss jeder Einzelne für sich entscheiden, da auch hier wie in den USA meist sehr langjährige Multiple Entry Visa für jede Nation erhältlich sind, sofern der Antragsteller die persönlichen Qualifikationen mitbringt. Ein visafreie Einreise in Tuvalu, Lesotho oder St Lucia ist für Deutsche Vielreisende toll, aber im globalen Maßstab kaum relevant.
Jede Entscheidungsfindung bezüglich der Reisefreiheit muss sich also mit den aktuell geltenden Regelungen der bestehenden Staatsbürgerschaft vertraut machen und anhand der eigenen Reisepläne ausgerichtet werden. Seit Deutsche 2024 testweise auch 2 Wochen visafrei nach China einreisen können, ist ein weiterer qualtitativer Vorteil zum deutschen Pass hinzugekommen. Vielleicht reichen einem die 2 Wochen aber nicht. Der käuflich erwerbbare Grenada-Pass ermöglicht etwa 3 Monate visafreien Zugang zu China. Wer dort viel geschäftlich zu tun hat, für den kann eine weitere Staatsbürgerschaft eines Landes mit Zugangsvorteilen eine echte Erleichterung darstellen.
Rein technisch baut man sich die größte Reisefreiheit als Deutscher jedoch mit einem westafrikanischen Pass. Vor allem hier liegen die Länder, an denen Deutschland nicht um ein Visum vorbei kommt. Wer geschäftlich in der Region unterwegs ist, kann viel Frustration mit einem strategischen Pass-Investment vermeiden. Beispielsweise ist die kapverdische Staatsbürgerschaft (auch über Staatenlos) mit einem bescheidenen Investment in lokale Unternehmen machbar. Kapverden ist ein eher europäisch geprägter, demokratischer Inselstaat mit einer substantiellen weißen Minderheit, bietet aber Reise- und Niederlassungsfreheit zu den korrupten Militärdiktaturen des ECOWAS-Raumes in Westafrika. Neben einfacheren Zugang zu Russland und weiteren lusophonen Länder (portugiesische Ex-Kolonien wie Guinea-Bissau, Mosambik und Angola) kann man somit die Nachteile des deutschen Passes ausgleichen wenn man diesen behalten will. Der fehlende visafreie Schengen-Zugang spielt dann keine Rolle.
Mit visafreien Schengen-Zugang wiederum wird ebenfalls sehr viel Fehlwerbung betrieben. Bei immerhin fast 30 Schengen-Ländern ist eine Visafreiheit oder nicht quantitativ ein Riesensprung nach vorne oder hinten. Das musste etwa Vanuatu erfahren, das nach Kritik an den Aufnahmekriterien seines CBI-Programmes den Schengen-Zugang verloren hat. Zu viele Russen und andere unliebsame Personengruppen wollten sich darüber einen einfacheren Zugang in die EU schaffen.
Dennoch ist Vanuatu weiterhin ein attraktives Programm und kann durchaus mit den Karibik-Staaten mithalten, selbst wenn es deutlich weniger visafreien Zugang aktuell besitzt. Erstens können legitim Eingebürgerte nämlich ohne Weiteres ein mehrjähriges Visum für den Schengen-Raum beantragen. Wer sich eine Staatsbürgerschaft kaufen kann, kann auch die Bedingungen eines Schengen-Visums spielend leicht erfüllen. Nur unliebsame Personen werden Probleme bei der Beantragung bekommen.
Das ist natürlich ein springender Punkt. Bei einem Visa oder einer Vorabgenehmigung kann man unliebsame Personen bereits weit im Voraus identifizieren und sie notfalls gar nicht ankommen lassen. Bei einer visafreien Einreise passiert die Kontrolle frühestens am Grenzübergang und die tatsächliche Überprüfung der Person ist deutlich laxer. Vor allem dies ist der große Vorteil des deutschen Passes und den kaum mehr vorhandenen, aber international weiter wirkenden deutschen Tugenden. Es ist ungerecht, aber ein kolumbianischer oder jamaikanischer Staatsbürger hat rein durch seinen Pass ein Vielfaches Risiko einer Zollkontrolle wegen Drogen als ein Deutscher. Auch das Stigma eines Passes sollte man deshalb bedenken, wie wir später noch ausführlicher erklären werden.
Doch zurück zum Schengen-Visum: noch haben alle karibischen CBI-Nationen visafreien Zugang zur EU. Die Frage ist jedoch noch wie lange. Auf Druck der EU erhöhen fast alle Programme aktuell ihre Investment-Summen, verschärfen die ohnehin schon abartige Bürokratie und führen Interviews und Mindestanwesenheiten ein. Danken wird es Ihnen die EU wahrscheinlich nicht. Bereits ab 2025 ist zu erwarten dass CBI-Pässe den visafreien Zugang zu Schengen verlieren werden. Dies wird über das ETIAS-Programm erfolgen, das nach mehreren Jahren Verzögerung 2025 final eingeführt werden soll. Praktisch handelt es sich hier um ein ESTA für Nicht-Europäer mit ähnlichen Aufwand und minimalen Kosten. Eine der Fragen aber wird auf die erfolgte Einbürgerung über ein CBI-Programm abzielen. Wer einen Pass durch Schenkung oder Investment erworben hat, wird seinie elektronische Vorabgenehmigung abgelehnt bekommen oder riskiert eine Einreisesperre. Visa-frei einreisen können nur noch Staatsbürger ab Geburt oder mit normalen Naturalisierungsprozessen. Vor allem wenn man seinen deutschen Pass abgeben möchte, sollte man diese wahrscheinlichen Optionen in der Passwahl bedenken. Oblgeich am prominentesten sind die Karibik-Staatsbürgerschaften nicht immer die Besten da ihre (zukünftige) Reisefreiheit mehr Schein als Sein ist.
Zwischen Spitzenreiter St Kitts und Nevis und dem schwächsten Pass Dominica liegen immerhin 40 visafreie Länder Unterschied, obwohl beides ehemals britische Kolonien sind. Lohnt sich der teurere und im Vergleich nochmal deutlich äufwändigere St Kitts Pass deshalb aber wirklich gegenüber Dominica, das im Gegensatz zu St Kitts eine visafreie Einreise nach China ermöglicht? Das lässt sich eben nicht pauschalisieren und kommt auf die Ziele jedes Einzelnen an. Sprich gerne mit uns in einer Beratung um die ideale Strategie für “Mehr Reisefreiheit” für dich herauszufinden.
Wer es extrem möchte hat mit einigen Staatsbürgerschaften etwa besondere Privilegien. Der offiziell käuflich erwerbbare jordanische Pass ist der einzige, der Zugang zu Libyen bietet. Und der georgische Pass hat dieses Privileg gar mit Turkmenistan, das wegen seiner Abschottung das letzte aller Länder der Welt von Staatenlos.ch- Gründer Christoph war. Für Unternehmer, die mit solchen Staaten zu tun haben, kann ein selektives Investment also durchaus Sinn machen
Supranationale Zugehörigkeit und Reisefreiheit
Eng verknüpft ist das Thema der Reisefreiheit mit der supranationalen Zugehörigkeit der Staatsbürgerschaft. Fast jedes Land der Welt ist mittlerweile Mitglied eines übergeordneten Verbundes mit verschiedenen Integrationstiefen. Im Folgenden sprechen wir über einige dieser oft wenig bekannten Optionen, die die Reisefreiheit erweitern können.
Manche Verbünde sind relativ klein. Zum Beispiel erlauben Guatemala, Honduras, El Salvador und Nicaragua weitestgehende Reisefreiheit zwischen den Staaten nur mit Personalausweis. Auch in Europa gibt es zum Beispiel die wenig bekannte Reisefreiheit zwischen Serbien, Nordmazedonien und Albanien.
Größere Verbünde wie der südamerikanische Mercosur-Raum kommen hingegen mit besonderen Kriterien. Eingebürgerte können grundsätzlich nicht sofort von der Niederlassungsfreiheit in anderen Ländern des Raumes profitieren. Sie können zwar nur mit Personalausweis von Chile über Argentinien und Paraguay nach Brasilien reisen, sich dort aber nicht automatisch ansiedeln. Im Mercosur Eingebürgerte erhalten erst nach 5 Jahren die vollständige Niederlassungsfreiheit ihrer Staatsbürgerschaft auch in anderen Ländern. Eine Aufenthaltsgenehmigung aus zum Beispiel Paraguay reicht schon gar nicht dafür aus was ein gängiger Mythos ist.
Im Schengen-Raum hingegen führt eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung zur vollen Reisefreiheit. Golden-Visa-Programme existieren weiterhin, auch wenn sich die Auflagen und Summen in den letzten Jahren erhöht haben. Mit bis zu einer halben Million Immobilien-Investment in zB Spanien, Italien, Portugal und Griechenland winkt aber immer noch der visafreie Zugang in Schengen ohne dass man vor leben oder Steuern zahlen müsste. Nach 5-7 Jahren ist oft auch die Einbürgerung garantiert. Bereits mit knapp 100.000€ Schenkung kann dies auch in Malta oder Lettland erreicht werden. Wer seine deutsche Staatsbürgerschaft aufgegen möchte, muss also noch lange nicht den visafreien Schengen-Zugang verlieren, selbst wenn der gewählte Pass ein Visum bräuchte. Und wer Geld für eine weitere Staatsbürgerschaft hat, hat in der Regel auch das Geld für ein Golden Visa.
Eine Staatsbürgerschaft mancher Staaten hat auch Vorteile in der Reisefreiheit unter besonderen Konditionen. Besonders die pazifischen Anrainer-Staaten verbessern ihre ohnehin gute Reisefreiheit noch mit der APEC Card. APEC ist der Asian-Pacific Economic Council, dem zum Beispiel auch Chile und Mexiko angehören, wo der Erwerb einer Staatsbürgerschaft realistisch ist. Die Antragsbedinungen der teilnehmenden Länder unterscheiden sich, sind für international tätige Unternehmer aber oft machbar. Mit dem APEC-Status geht ein Reisedokoment einher, dass den oft diplomatischen Eintritt in verschiedene Länder des Blocks erleichtert oder verlängert. So bekommen etwa Drittstaaten auch Zugang zu Australien und Neuseeland, die sie ohne die Karte nicht hätten. Auch der erlaubte Aufenthalt in einigen diesbezüglich restriktiven südostasiatischen Staaten weitet sich ordentlich aus. Ein nicht unbeträchtlicher Vorteil, den man im Blick haben sollte.
Typische weitere supranationale Einheiten sind der westafrikanische ECOWAS mit 14 Mitgliedsstaaten, die alle Niederlassungsfreiheit untereinander genießen. Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigungen in diesen aufstrebenden, aber korrupten Staaten sind oft schwierig. Hier kann ein Staatsbürgerschafts-Investment in einem der Mitgliedsstaaten wie den Kapverden (sprich uns darauf an) einen unkomplizierten Zugang ermöglichen.
Auch der karibische CARICOM-Verbund sei an dieser Stelle nicht zu vergessen. Geht es rein um das steuerfreie Leben in einem der Karibik-Staaten, ist die tatsächlich gewählte Staatsbürgerschaft mit Investment unbedeutend. Denn jeder kaufbare Karibik-Pass bedeutet Niederlassungsfreiheit in allen anderen Nationen des Verbundes. Man kann sich also einfach die günstigste und unkomplizierteste Lösung heraussuchen, zumal sich ein Großteil der Staaten strukturell ohnehin kaum voneinander unterscheidet. Fast alle eint zum Beispiel auch die britische Kolonialvergangenheit und damit die Mitgliedschaft im Commonwealth. Dieser ermöglicht zb die konsularische Vertretung auch über britisches Botschaftspersonal, was in manchen Situationen vorteilhaft sein könnte.
An dieser Stelle müssen wir aber nicht alle supranationalen Blöcke diskutieren. Der Golf Cooperation Council inklusive der Vereinigten Arabischen Emirate und Nachbarländern bietet Staatsbürgern viele Vorteile in den Mitgliedsstaaten. Eine solche Staatsbürgerschaft ist aber schwierig zu erreichen und mit gigantischen Kosten oder Wartezeit verbunden.
Diplomatische Unterstützung vs Kontrolle
Ein wesentliches Entscheidungskriterium ist ein zweischneidiges Schwert. Während Kleinststaaten, die gerne Staatsbürgerschaften verkaufen, ein kaum vorhandenes konsularisches Netz haben, haben bedeutende Wirtschaftsnationen wie Deutschland teils eine zweistellige Anzahl an Konsulaten in großen Nationen. Das ist praktisch für die Beantragung von Dokumenten wie neuen Pässen, die damit nicht zwingend über die Botschaften in den Hauptstädten laufen müssen. Erfahrungsgemäß siind die oft in Unternehmerhand befindlichen Honorarkonsulate wesentlich flexibler in der Bearbeitung als die bürokratischen Botschaften. Hier gibt es auch oft Verständnis für “Wohnsitzlose” oder andere besondere Fälle, die die Botschaften selbst initial nicht bearbeiten wollen.
Gleichzeitiig kann sich diese flächendeckende Unterstützung potentiell in flächendeckende Kontrolle ausweiten. Eritrea etwa, das einzige Land der Welt neben den USA, das seine Bürger basierend auf der Staatsbürgerschaft weltweit besteuert, unterhält trotz seiner geringen Größe ein ausgeprägtes Netz an Botschaften um die zahlreichen Auswanderer zu kontrollieren und zu besteuern. Gern auch mal mit Folter der Angehörigen in der Heimat.
Soweit ist es bei den westlichen Reisepässen vielleicht noch nicht. In der Pandemie zum Beispiel haben aber auch Inhaber guter westlicher Pässe sehen müssen dass ihr Pass weniger wert war als das Papier auf das er gedruckt wurde. In Deutschland gab es nie komplette Ein- oder Ausreiseverbote, in Australien aber zum Beispiel schon. Manche Staaten wie Kuwait haben während der Pandemie ihren Staatsbürgern grundsätzlich jegliche Reisetätigkeit verboten oder zumindest die konsularische Unterstützung zurück gefahren.
Dass ein als gut angesehener Reisepass keine Versicherung in Problemen ist mussten etwa auch schon einige kritische deutsche Journalisten erfahren. Hat man eine konträre öffentlich vertretene Meinung zur Regierung, wird man gerne bei Problemen im Ausland allein gelassen. Während diplomatische Mittel schnell zur Freilassung unschuldig Inhaftierter führen können, versauert der ein oder andere in Drittweltsgefängnissen, weil dies der aktuellen Politik genehm ist. Hier die Staatsbürgerschaft eines politisch neutralen Drittstaates zu haben, der seinen Staatsbürgern ungeachtet ihrer persönlichen Ideologie, konsularisch unterstützt kann sehr wertvoll sein. Gerade Staatsbürger ehemaliger britischer Kolonien im Commonwealth haben durch den Zugang zu Konsulaten der Gemeinschaft hier ein gutes Netzwerk, werden durch einen schwachen, kleinen Staat mit wenigen Hunderttausend Einwohnern, wenn überhaupt, aber weitestgehend in Ruhe gelassen. Wer außerhalb dieser Staaten lebt, fällt kaum ins Gewicht. Eine Besteuerung nach Staatsbürgerschaft wird sich deshalb schon rein administrativ nicht auszahlen. Dies spricht durchaus für mindestens ein offizielles CBI-Programm in den Karibik-Nationen oder Vanuatu.
Die weitere Diskussion der Entscheidungskriterien findest Du im nächsten Artikel in ein paar Tagen. Dort elaborieren wir die weiteren 8 Kriterien und geben einen Ausblick in die ideale Kombination verschiedener Staatsbürgerschaften. Selbstverständlich kannst Du auch immer eines unserer Beratungsangebote nutzen um die Thematik zu vertiefen, direkte Empfehlungen zu Partnern von uns zur Umsetzung einzelner Programme bekommen und natürlich die einzelnen Optionen in unserem Staatsbürgerschafts-Lexikon vergleichen.
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