Dieser Artikel wurde erstmals im März 2016 verfasst und zuletzt im Januar 2025 umfassend aktualisiert.
US-LLCs statt Hongkong oder Delaware: Warum viele digitale Nomaden heute umdenken
Du hast Dir vielleicht schon einmal überlegt, eine Offshore-Firma zu gründen, um Deine internationale Geschäftstätigkeit zu optimieren, Steuern zu sparen oder schlicht Deinen administrativen Aufwand zu reduzieren. Du stößt dabei unweigerlich auf klassische Standorte wie Hongkong oder den US-Bundesstaat Delaware. Tatsächlich sieht man seit Jahren, wie bekannte Online-Marketer ihre Firmen in einer Hongkong Limited oder Delaware LLC (oder Corporation) betreiben. Was viele jedoch nicht wissen: Der Offshore-Markt ist hochdynamisch, und was vor wenigen Jahren oder sogar Monaten noch perfekt funktioniert hat, kann sich schnell als „Mogelpackung“ entpuppen.
Inzwischen gehört die US-LLC in verschiedenen Bundesstaaten (insbesondere Wyoming, aber auch in Florida oder New Mexico) zu den gefragtesten Konstrukten. Warum? Weil sie vergleichsweise einfach zu führen, zumeist steuerfrei (für Non-Residents ohne US-Einkünfte) und im internationalen Zahlungsverkehr wesentlich akzeptierter ist als so manche Karibik-IBC oder Hongkong-Firma ohne Substanznachweis. Im Folgenden erfährst Du, weshalb Hongkong und Delaware nicht mehr das „Nonplusultra“ darstellen – und warum US-LLCs in anderen Bundesstaaten für viele digitale Nomaden längst zur bestmöglichen Firmenform avanciert sind.
Ein Blick zurück: Warum Hongkong und Delaware so beliebt wurden
Hongkong: Anziehungspunkt für Asia-Business
Vor einigen Jahren galt eine Hongkong Limited (HK Ltd) als Inbegriff der seriösen „Offshore“-Gründung:
- Territorialbesteuerung: Gewinne, die außerhalb Hongkongs entstehen, wurden nicht besteuert.
- Hohe Reputation: Anders als bei exotischen Karibik-Inseln fühlen sich Geschäftspartner bei „Hongkong“ meist sicherer, da Hongkong als globaler Finanzplatz bekannt ist.
- Zugang zu asiatischen Märkten: Wer direkt in China oder anderen Boom-Regionen Asiens aktiv war, brauchte in Hongkong oft nur einen minimalen bürokratischen Aufwand.
Delaware: US-Standort mit besonderer Rechtstradition
Delaware ist vor allem für Großkonzerne und Start-ups mit Fundraising-Plänen interessant. Das liegt an seinem sehr unternehmensfreundlichen Gesellschaftsrecht. Viele milliardenschwere US-Firmen sind tatsächlich in Delaware inkorporiert, denn dortige Gerichte und Gesetze sind auf komplexe Streitfälle spezialisiert. In der Theorie bietet Delaware:
- Wenig Bürokratie: LLC- und Corporate-Gründungen sind schnell erledigt.
- Keine US-Besteuerung bei ausländischen Gewinnen (solange kein „effectively connected income“ in den USA vorliegt).
- Bekannte Marke: Delaware klingt seriös und vielen Gründern schwebt unbewusst das Bild großer US-Konzerne vor Augen.
In der Praxis kamen jedoch seit 2020 (und schon davor) immer neue Hürden hinzu, was Bankkonten, Steuer-Compliance und tatsächliche Nutzung im internationalen Zahlungsverkehr betrifft.
Wo heute das Problem liegt: Konten, Compliance und Realität
Hongkong: Banken verweigern Startup-Konten
Wie im ursprünglichen Text beschrieben, ist Hongkong längst nicht mehr so leicht zugänglich, wie es einmal war. Besonders kleine und mittlere Unternehmen ohne klaren China-Bezug geraten bei den Banken ins Hintertreffen. HSBC und Standard Chartered haben ihre Anforderungen für Geschäftskonten massiv angezogen – teils verlangen sie ein Grundguthaben von mindestens 50.000 bis 100.000 US-Dollar.
Das führt zu einer paradoxen Situation:
- Du gründest in Hongkong wegen der vermeintlichen Nähe zum asiatischen Markt und günstiger Steuerbedingungen.
- Die Bank lehnt Deinen Antrag ab, weil Du zu wenig Handelsvolumen, Substanz oder China-Umsätze vorweisen kannst.
Auch wenn Du ein Konto anderswo bekommst (z. B. in Singapur, Europa oder in der Karibik), gehen damit die klassischen Hongkong-Vorteile fast komplett verloren. Denn ohne lokales Konto wird’s schwierig, Zahlungsdienstleister wie Stripe, PayPal oder WeChat Pay optimal zu nutzen – und die Hongkong-Compliance (Buchhaltung, Audits) kostet Dich trotzdem mehrere tausend Euro im Jahr.
Delaware: Tücken einer vermeintlichen Traumlösung
Zwar wird Delaware selten in die Schublade „Steueroase“ gesteckt, doch de facto musst Du ähnlich wie in Hongkong intensive Buchhaltung und Steuererklärungen einreichen, sobald Du ein US-Bankkonto eröffnen willst – insbesondere, wenn Du in den USA Umsätze generierst.
Hinzu kommt der Foreign Account Tax Compliance Act (FATCA). Für Banken außerhalb der USA kann es unattraktiv sein, Konten für US-Gesellschaften zu führen, da sie dadurch selbst strengeren Meldepflichten unterworfen werden. Wenn Du also mit einer Delaware LLC ins Ausland gehst, merkst Du schnell:
- Europäische, asiatische oder lateinamerikanische Banken haben wenig Lust, Dir als reiner Non-Resident-LLC-Gründer ein Konto zu eröffnen.
- US-Banken erwarten meist einen „echten“ Bezug zum Land (z. B. Firmensitz, US-Adresse, Steuernummer) – womit Du dann schnell doch wieder in die US-Steuerpflicht rutschst.
US-LLCs in anderen Bundesstaaten: Warum sie (fast) alle Probleme lösen
Jetzt fragst Du Dich vielleicht: „Moment, sind nicht alle US-LLCs gleich?“ Keineswegs. Die Rechtsgrundlage für LLCs ist zwar ähnlich, aber die Konditionen unterscheiden sich deutlich von Staat zu Staat.
Wyoming: Minimalbürokratie und Kostenvorteil
- Einfache Gründung: Du kannst in Wyoming günstig eine LLC starten.
- Geringe laufende Gebühren: Die Jahresgebühr ist ebenfalls gering.
- Steuerfreiheit: Wenn Du keine Einkünfte in den USA erzielst und selbst Nicht-US-Bürger bist, fällt auf Unternehmensebene keine US-Steuer an (pass-through-Modell).
- Hohe Akzeptanz: Wyoming ist zwar weniger bekannt als Delaware, genießt in der US-Startup-Szene aber einen ausgezeichneten Ruf.
Florida, New Mexico & Co.: Alternativen
Einige Gründer weichen auch auf Florida oder New Mexico aus, weil dort ähnliche Vorteile gelten. Letztlich vereint Wyoming jedoch die meisten Pluspunkte: geringste Verwaltungskosten, passable Reputation, geringe Offenlegungspflichten.
Wichtig: Für ein Bankkonto in den USA wirst Du meist eine US-Steuernummer (EIN) beantragen müssen. Viele LLC-Gründer lösen das, indem sie ein reines Online-Konto bei spezialisierten Fintechs (z. B. Mercury, Wise) einrichten. So kannst Du Dich immerhin problemlos mit vielen Payment-Providern verbinden – selbst, wenn Du physisch nicht in den USA bist.
Mogelpackung oder echtes Offshore-Paradies?
Der Ausdruck „Mogelpackung“ fällt häufig, wenn Gründer feststellen, dass ihre Hongkong Limited oder Delaware LLC ihnen nicht das versprochene „Bankkonto auf Knopfdruck“ verschafft. Doch die Sache ist vielschichtiger:
- Hongkong hat für größere Unternehmen (mit Substanz vor Ort) und handfesten China-Beziehungen nach wie vor enormes Potenzial. Für den klassischen digitalen Nomaden, der kostengünstig und schlank agieren will, kann Hongkong aber schnell ein teures Pflaster werden – trotz an sich „steuerfreier“ Auslandseinnahmen.
- Delaware macht Sinn, wenn Du beispielsweise einen soliden Pitch für US-Investoren hast oder kurz- bis mittelfristig an die amerikanische Börse willst. Für reine Online-Dienstleister, die keine US-Einnahmen haben, sind andere Staaten deutlich günstiger und praktischer.
Fazit: Weder Hongkong noch Delaware sind per se „schlecht“ – sie sind schlicht für die meisten ortsunabhängigen Unternehmer nicht mehr optimal.
Was bedeutet „steuer- und buchhaltungsfrei“ in Bezug auf US-LLCs?
Oft liest Du die Aussage: „US-LLCs sind komplett steuer- und buchhaltungsfrei!“ Das stimmt nur in gewissen Konstellationen:
- Steuerfrei auf Ebene der LLC selbst, wenn Du außerhalb der USA wohnst, keine US-Einnahmen erzielst und nicht als US-Person giltst.
- Buchhaltungsfrei heißt meist nur, dass es keine Pflicht gibt, umfangreiche Abschlüsse bei US-Behörden einzureichen. Trotzdem solltest Du intern Deine Einnahmen und Ausgaben im Blick behalten.
- Als Gründer musst Du dennoch womöglich eine FBAR-Meldung (Report of Foreign Bank and Financial Accounts) abgeben, falls Du als LLC-Besitzer Konten in anderen Ländern hast und Dein Gesamtguthaben 10.000 US-Dollar überschreitet. Keine Sorge, das ist meist ein simpler Online-Vorgang – aber sei Dir dessen bewusst.
Warum Staatenlos heute fast nur noch US-LLCs empfiehlt
- Hohe Reputation: „Made in USA“ klingt für viele Geschäftspartner und Banken seriöser als eine Briefkastenfirma auf den Seychellen – ganz egal, wie fair oder unfair dieses Vorurteil ist.
- Komfortable Kontolösungen: Durch diverse Online-Banken und Payment-Services (u. a. Mercury, Wise, Payoneer) ist eine Kontoeröffnung einfacher als mit einer rein karibischen IBC.
- Geringe laufende Kosten: Vergleichsweise wenige US-Dollar pro Jahr als staatliche Abgabe – damit kommst Du deutlich günstiger weg als in Hongkong, wo Du allein für Audits mehrere tausend US-Dollar berappen kannst.
- Simple Verwaltung: Keine vorgeschriebene Buchhaltung für Non-Resident-LLCs (wobei ein Minimum an Dokumentation ratsam ist).
- Hohe Flexibilität: Wenn sich Deine Geschäfte ändern, kannst Du in den USA relativ rasch umstrukturieren, weitere Mitglieder hinzufügen oder das Operating Agreement anpassen.
Möchtest Du dennoch in Delaware gründen, können wir Dich selbstverständlich unterstützen, empfehlen es aber nur in speziellen Fällen, etwa wenn Du konkret US-Investoren an Bord holst und möglicherweise einen Börsengang anvisierst.
Was ist mit Hongkong und Delaware, wenn Du PayPal & Co. benötigst?
PayPal oder Stripe sind für viele Online-Business lebensnotwendig. Dabei spielt die Unternehmensstruktur oft eine große Rolle:
- Hongkong: Du benötigst in der Regel ein passendes Hongkonger Bankkonto, um PayPal-Transaktionen sinnvoll zu verknüpfen. Das ist heute extrem schwer zu erhalten.
- Delaware: PayPal und Stripe haben spezielle US-Versionen. Um Dich zu registrieren, benötigst Du allerdings meist eine EIN (Employer Identification Number) und häufig auch eine persönliche US-Bankverbindung. Das kann wiederum zu steuerlichen Verpflichtungen führen, wenn Du nicht sauber abgrenzt, wo Deine Umsätze herkommen.
Wyoming oder andere „LLC-Staaten“ ermöglichen Dir solche Konten ebenfalls, oftmals sogar unkomplizierter über Online-Anbieter, die Non-Resident-LLCs akzeptieren.
Welche Offshore-Lösung passt zu Dir?
Ob US-LLC, Hongkong Limited oder doch eine andere Offshore-Firma (z. B. in den Vereinigten Arabischen Emiraten oder einem karibischen Staat) – die Entscheidung hängt immer von Deiner persönlichen Situation und Deinem Geschäftsmodell ab.
- Handelst Du mit physischen Waren, vor allem in Asien? Eine Hongkong-Firma könnte Dir trotz hoher Hürden Vorteile bieten.
- Planst Du einen großen US-Marktauftritt und ggf. Investorengelder? Dann ist Delaware oder sogar eine Delaware Corporation (C-Corp) mit professionellem Audit-Setup eine Überlegung wert.
- Willst Du vor allem ortsunabhängig arbeiten, digitale Produkte oder Dienstleistungen anbieten und minimalen Aufwand haben? Dann tendiert alles auf eine LLC in Wyoming, Florida oder New Mexico.
Offene Augen statt falsche Vorbilder
Viele digitale Nomaden und Online-Marketer haben sich in der Vergangenheit an erfolgreichen Blogs oder Influencern orientiert, die ihre Hongkong Limited oder Delaware LLC prominent in Szene gesetzt haben. Nur haben sich die Rahmenbedingungen seitdem dramatisch geändert. Konten, Buchhaltungs- und Reportingpflichten oder gestiegene Mindesteinlagen führen dazu, dass Du Dich schnell in einer teuren und komplizierten Struktur wiederfindest – ohne tatsächlichen Nutzen.
US-LLCs in anderen Bundesstaaten hingegen erweisen sich nach wie vor als relativ unkompliziert. Sie punkten mit einfacher Gründung, guter Reputation und starken Online-Banking-Optionen. Gleichzeitig vermeidest Du in den meisten Fällen eine Steuerpflicht in den USA, solange Du keine Einkünfte dort erzielst und selbst kein „US-Person“ bist.
So kann Staatenlos Dich unterstützen
Wenn Du Dich nun fragst, wie Du eine solche LLC sicher und schnell aufsetzt, ohne in die typischen Fallen zu tappen, bist Du bei uns genau richtig. Wir bieten Dir:
- Persönliche Beratung zu Deiner Ausgangslage (Wohnsitz, Geschäftsmodell, Budget)
- Schnelle Beantragung der EIN (US-Steuernummer) und Betreuung bei Banklösungen
- Langfristige Begleitung in rechtlichen Fragen, damit Du Deine LLC auch in drei oder fünf Jahren noch problemlos führen kannst
Das bedeutet: Keine Mogelpackung, sondern ein durchdachtes System, das Dir in der Praxis nutzt und Dich nicht mit sinnloser Bürokratie belastet.
Wandel in rasender Geschwindigkeit
Schaut man sich bekannte Digitalnomaden von Planet Backpack bis Wireless Life an, so ist es kein Wunder, dass viele von ihnen (einst) auf Hongkong oder Delaware setzten. Doch die Zeiten ändern sich rasant. Was vor drei, vier oder fünf Jahren ein echter Geheimtipp war, kann 2025 bereits ein kostspieliges Konstrukt ohne Bankkonto und Payment-Schnittstellen sein.
„Offshore“ heißt heute:
- Genaue Prüfung, welcher Standort zu Deiner Tätigkeit passt.
- Frühzeitige Klärung von Bank- und Zahlungsoptionen.
- Rechtzeitige Erkenntnis, dass sich US-LLCs in Bundesstaaten wie Wyoming für viele digitale Nomaden als beste Lösung etabliert haben.
Mit Staatenlos an Deiner Seite kannst Du einen klaren Blick behalten und wirklich vom Offshore-Vorteil profitieren. Weil Dein Leben Dir gehört!
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