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Staatenlos zu sein heißt viele Freiheiten zu haben, von denen anderen nur träumen. Statt nur egoistisch an sich selbst zu denken, sollte etwas Mitgefühl für andere Menschen jedoch vorhanden sein. Das gilt insbesondere für die eigenen Kinder, die man nach 13 Jahren Schulzwang, sprich Zwangsversklavung in deutschen Schulanstalten, vermutlich nicht mehr wiedererkennt.

Schulzwang – neben den Autobahnen eine weitere sogenannte „Errungenschaft“ der Nazi-Zeit – gilt neben Deutschland in Europa nur in Schweden. In anderen Ländern ist zumindest teilweise Homeschooling erlaubt – die Regeln unterscheiden sich jedoch stark. Dieser Beitrag möchte jedoch weder die seit langem geführte Diskussion über den Schulzwang aufnehmen noch ein bestimmtes Alternativkonzept wie Homeschooling bewerben. Wie Waffen ist diese Thematik in Deutschland schließlich provokant – wenn nicht gleich tabuisiert.

 

Die Präferenz des Autors liegt ohnehin im radikalen Unschooling – der völligen Unabhängigkeit jedes Kindes in der Bahnung seines Bildungsweges.

Auf diesem Bild ist ein Klassenzimmer mit Schülern und einer Lehrerin zu erkennen, und die Aufschrift: Schulzwang nein danke

Wie Du Deine Kinder vom Schulzwang befreien kannst

 

Stattdessen wollen wir einmal unter die Lupe nehmen, wie „staatenlose“ Konzepte jedem dabei helfen können seine Kinder vom Schulzwang zu befreien, ihnen 13 Jahre Leiden zu ersparen und sie sich selbstständig zu kritisch denkenden Individuen entwickeln zu lassen.

 

Ob ein Schulsystem, das trotz Dauer-Reformen stetig 15% an Analphabeten produziert,  dazu in der Lage ist, steht nämlich in den Sternen.

 

Argumente, wie eine Umgestaltung des Schulsystems aussehen könnte, würden an dieser Stelle den Rahmen sprengen. Als Lektüre dazu empfehle ich das ausgezeichnete Buch Bildungsvielfalt statt Bildungseinfalt: Bessere Bildung für alle ohne Staat von  Tomasz M. Froehlich, dessen Blog unseren Interview-Gast bereits einmal ebenfalls mit anderem Schwerpunkt interviewte.

„Staatenlose“ Konzepte wie die Flaggentheorie können Dir helfen, wenn Du Deine Kinder sich nach ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen bilden lassen willst. Da das in Deutschland dank Schulzwang nicht möglich ist, musst Du in einem Nachbarland leben. Mit der angewandten 183-Tage-Regelung kannst Du oder Dein Partner trotzdem etwa in Deutschland arbeiten, während die Kinder in einem anderen Land ohne Schulzwang eigenständig lernen.

 

Österreich, Schweiz und die Schulpflicht

 

Manche Länder kommen dabei mehr, andere weniger in Frage. Die deutschen Nachbarländer Österreich und Schweiz tun es eher weniger. In Österreich müssen Kinder jedes Jahr Schulprüfungen ablegen, selbst wenn sie zu Hause unterrichtet werden. Ein eigenständiger Bildungsweg ist das also nicht – eher Schulzwang light. In der Schweiz hingegen, von Kanton zu Kanton unterschiedlich, muss man teils ausgebildeter Pädagoge sein um seine Kinder selbst unterrichten zu dürfen. Für beide Länder könnten andere Länder daher auch durchaus Optionen sein.

Während Skandinavien eher keine Option ist, bieten sich insbesondere Osteuropa und Frankreich an. Zu Frankreich sprechen wir heute mit Julia, die mit ihren Kindern Deutschland entflohen ist um sie schulfrei in Frankreich aufwachsen zu lassen. So sozialistisch das Land auch sein mag, die französische Kultur sieht eigenständige Bildung von Kindern deutlich entspannter. Julia lebt mit Mann und Kindern in Frankreich und war so freundlich einige der Fragen zu beantworten, die sich „Homeschooling“-Familien und andere potentielle Auswanderer aus Bildungsgründen möglicherweise stellen.

Ob Du einen festen Wohnsitz im Nachbarland anstrebst oder mit Deinen Kindern auf Weltreise gehen willst (mehr dazu in einem anderen Artikel) – tue Deinen Nachkommen etwas Gutes und befreie sie aus einer Institution, die sie in ihrer Neugier, Kreativität und kritischen Denken nur einschränkt, während man sie jahre-lang mit unnützen Fakten und ideologisch gefütterten Wissen malträtiert.

Auf diesem Bild ist die Aufschrift Selbstständig frei lernen! '#Bildungsrevolution

Interview mit Julia, deren Kinder frei lernen

 

1. Seid ihr jemals mit den Kindern nach Deutschland zurückgekommen? Wenn ja, worauf achtet ihr in dem Fall besonders? Habt ihr irgendwelche „Verfolgung“ in diesem Fall erlebt.?

Ja, wir sind immer mal wieder in Deutschland. Das ist nicht verboten. Dort steht ja auch immer noch unser Haus. Allerdings darf sich unser Lebensmittelpunkt nicht dort befinden.
Wir müssen theoretisch darauf achten nicht mehr als 182 Tage in Deutschland zu sein (die Hälfte des Jahres), praktisch wüßte ich nicht wer das wie kontrollieren soll.
Tatsache ist allerdings, daß ich mich nur ungern und nicht länger als nötig in Deutschland aufhalte. Die Existenz des Jugendamtes mit seinen ausufernden Befugnissen in Verbindung mit der Freude am Denunzieren bei den Deutschen hat mir das Land gründlich vermiest. Wenn ich dort alles Notwendige erledigt habe fahre ich möglichst schnell wieder weg.

 

2. Angenommen, ihr oder Eure Kinder würden nach Deutschland zurückkehren. Müssten sie irgendwelche Repressionen fürchten, auch wenn die Kinder bereits die Altersgrenze erreicht hätten?

Nein, ich wüßte nicht welche. Sollten sie keinen anerkannten deutschen Schulabschluß haben werden sie eventuell Schwierigkeiten bei der Bewerbung haben, aber zum Einen kann man den Schulabschluß auch als Externer machen und andererseits dürfte es sich immer mehr herum sprechen, daß ein guter Abschluß nicht zwangsläufig auf eine kompetente Persönlichkeit schließen läßt.
An staatlichen Universitäten kann man allerdings normalerweise nicht ohne staatlichen Schulabschluß studieren.

 

3. Seid ihr sozialen Druck ausgesetzt (ehemals oder immer noch) weil ihr Eure Kinder sich selbst bilden lasst?

Wir waren sehr starkem Druck ausgesetzt. Darunter habe ich sehr gelitten. Wir sind innerhalb Deutschlands umgezogen um unsere Situation zu verbessern, aber auch am neuen Ort (in dem wir niemanden vorher kannten) hatten wir innerhalb kurzer Zeit Belehrungen, Auseinandersetzungen und nachdem unser Sohn nicht mehr zur Schule ging, das Jugendamt am Hals.
Seit wir Deutschland verlassen haben ist es viel besser. Es gibt natürlich nach wie vor Menschen die es völlig falsch finden was wir machen, aber die können nicht das Jugendamt verständigen bzw. ist das Jugendamt nicht mehr für uns zuständig.
In anderen Ländern scheint das Bedürfnis andere Menschen zu erziehen und ihnen in ihr Leben reinzupfuschen nicht so verbreitet zu sein. Aber selbst wenn jemand unser Handeln verkehrt finden sollte gibt es keine vergleichbare Behörde bei der er uns denunzieren könnte.

 

4. Wo in Europa ist Euer „Lebensstil“ Eurer Erfahrung nach am akzeptiertesten. Hattet ihr je negative Erfahrungen in Frankreich?

In Frankreich hatten wir tatsächlich keine negativen Erfahrungen. Die Nachbarn reagieren mit Interesse oder auch überrascht. Auch in Frankreich gehen die meisten Kinder auch ohne Schulzwang zur Schule, deshalb ist es eher ungewöhnlich wenn unsere Kinder dort nicht hingehen. Aber das Weltbild der Franzosen scheint nicht gleich in´s Wanken zu geraten wenn jemand anders lebt als sie selbst. Niemand wollte uns bisher seine Weltsicht aufdrängen.
Wer unsere Kinder sieht merkt ja auch sehr schnell, daß sie weder verwahrlost noch ungebildet oder weltfremd sind. Es besteht also kein Anlaß zur Sorge.
Auch in Griechenland haben wir nur freundliche Menschen und keinerlei Einmischung erlebt, allerdings gibt es in Griechenland eine Schulpflicht. Ich weiß nicht wie rigoros diese durchgesetzt wird, so weit ich weiß können Kinder dort auch an Fernschulen lernen.

 

5. Warum nicht Österreich oder Schweiz?

In Österreich und der Schweiz dürfen Kinder zu Hause lernen, allerdings gibt es teilweise sehr strenge Vorschriften. In der Schweiz muß man in manchen Kantonen ausgebildeter Pädagoge sein, damit man zu Hause unterrichten darf. Dazu kommen speziell in der Schweiz die hohen Lebenshaltungskosten. Uns waren die einfach zu hoch.
In Österreich muß das Kind jedes Jahr Prüfungen an einer Schule ablegen, das heißt es kann eben NICHT selbst entscheiden womit es sich beschäftigen will. Auch das ist nicht das was wir wollten.

Meine Erfahrungen mit dem selbstbestimmten Lernen sind ausgesprochen gut. Ich wußte ja auch nicht worauf ich mich da einlasse und ob es überhaupt funktioniert. Aber es funktioniert ganz hervorragend. Meine Kinder WOLLEN lernen, wenn auch nicht unbedingt gerade genau das was ICH für wichtig und richtig halte. Aber früher oder später tauchen alle Themen auf und sie beschäftigen sich intensiv damit – aus eigenem Antrieb. Das zu sehen und zu erleben macht mich sehr froh und stolz und nimmt mir meine Bedenken und Ängste.
Wir Eltern sind da eigentlich nur Dienstleister die Möglichkeiten und Materialien zur Verfügung stellen oder Fragen beantworten. Barbara Sichtermann hat Eltern mal als Laborassistenten bezeichnet:

1. Arbeitsplatz und Materialien zur Verfügung stellen
2. Aufpassen, daß nichts in die Luft fliegt
3. Hinterher für Ordnung sorgen

Das ist das Ideal das ich anstrebe.

Auf diesem Bild ist ein Schreibtisch mit Büchern zu sehen, und Würfel mit Buchstaben, was das Wort "teach" ergibt

6. Engagiert ihr Euch noch in Initiativen zur Abschafffung des Schulzwangs in Deutschland? Oder haltet ihr Abwanderung für den besseren Weg?

Nein, dieses Engagement gebe ich mehr und mehr auf. Wenn ich wie hier im Interview oder in persönlichen Gesprächen Gelegenheit erhalte, erzähle ich gern von meinen Erfahrungen. Aber der Schulzwang in Deutschland scheint mir so in Stein gemeißelt zu sein und es gibt meiner Einschätzung nach so wenige Menschen die ihn tatsächlich abschaffen wollen, daß mir der Kampf dagegen wie ein Kampf gegen Windmühlen vorkommt.
Kritik an der Schule ist häufig, es gibt unendlich viele Ideen und Konzepte wie Schule anders gestaltet werden könnte und sollte, aber radikal zu Ende denken und den Bildungsmarkt einfach für alle zu öffnen – das wollen nur die wenigsten.

Meine Hauptaufgabe ist es ja nicht Politik zu machen, sondern meinen Kindern die bestmögliche Bildung zukommen zu lassen. Und das kostet Zeit, Kraft und Geld. Es kostet deutlich mehr Zeit, Kraft und Geld als es eigentlich kosten müßte, allein das Auswandern ist kräftezehrend. Dazu kommt, daß es wenige etablierte private Angebote zur Unterstützung gibt, weil ja die staatlichen Vorgaben private Initiative immer wieder zerstören. Mich zusätzlich intensiv politisch zu engagieren würde mich schlicht überfordern.
Die Variante Abwanderung ist für uns immer noch der bessere Weg als in Deutschland zu bleiben und auf politische Veränderung zu hoffen. Bis sich da mal was ändert sind unsere Kinder vermutlich längst Großeltern. Wir leben jetzt und ich will die Zeit nicht damit verplempern irgendwen zu missionieren. Außerdem kann ich nicht ständig in der Angst leben, daß plötzlich das Jugendamt vor der Tür steht und die Kinder weg holt.

 

7. Persönliche Frage: Inwieweit haben Deine schulischen Erfahrungen den Wunsch nach Bildungsfreiheit für deine Kinder geprägt?

Ich bin in der DDR zur Schule gegangen und habe die Erfahrung gemacht, daß mich der Unterricht häufig langweilte. Dazu kam, daß die Zeit die für die Schule verschwendet wurde natürlich nicht für andere Aktivitäten zur Verfügung stand.
Vieles was ich in 12 Jahren DDR- Schulbildung gelernt habe war im späteren Leben völlig unbrauchbar und ich mußte bei vielen Themen noch mal bei Null anfangen. Ich frage mich oft wieviel besser ich vorbereitet gewesen wäre wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte mich mit dem zu beschäftigen was mich wirklich interessiert hat und dabei Unterstützung gehabt oder zumindest nicht behindert worden wäre.
Bei meinem Sohn habe ich das Selbe beobachtet. Er ist neugierig, aufgeschlossen und vielseitig interessiert. Er entwickelt viel Eigeninitiative wenn er etwas wissen möchte.
Und plötzlich mußte er um 7.00 Uhr aufstehen und sich den ganzen Vormittag in einem Schulgebäude zusammen mit anderen Kindern mit Dingen befassen die er gar nicht wissen wollte und die ihn gelangweilt haben. Natürlich gab es dort auch Dinge die ihm Spaß gemacht haben, aber gegen den täglichen Zwang hat er rebelliert. Unser Familienleben hat in dieser Zeit sehr gelitten, weil wir Eltern völlig hilflos waren und ihn zwingen mußten zur Schule zu gehen, obwohl er nicht hingehen wollte und wir selbst auch nicht vom Nutzen der Übung überzeugt waren. Da habe ich an meine eigene Schulzeit und die vielen verschwendeten Jahre gedacht und mit gesagt, daß es anders nur besser werden kann. Ich wußte zwar nicht wie Freilernen geht und was man dafür braucht, aber DAS wollte ich auf jeden Fall nicht.
Also habe ich mit den Kindern Deutschland verlassen und mich informiert sowie den Kontakt zu anderen Homeschoolern und Freilernern gesucht. Und seitdem lernen wir alle gemeinsam wie es anders geht. 🙂

Auf diesem Bild ist ein Klassenzimmer mit Schülern zu sehen. 3 Schüler stehen um einen der auf den Boden sitzt und lachen ihn aus

8. Habt ihr jemals damit geliebäugelt, „politisches Asyl“ zu beantragen?

Nein. Ich habe die Geschichte der Familie Romeike verfolgt, aber einerseits wurde denen ja letzten Endes doch kein politisches Asyl gewährt und zum Anderen wären die USA zu weit gewesen. Mein Mann hätte nicht gewußt wie er dort so schnell geschäftlich Fuß fassen soll. Er hat zwar auch schon in den USA gearbeitet, aber um eine Familie zu ernähren hätte das nicht gereicht. Auch die religiöse Argumentation der Romeikes hätte bei uns nicht funktioniert Aus diesem Grund lösen wir uns nur Schritt für Schritt von Deutschland (mein Mann arbeitet noch dort). Wenn unsere Kinder zwar ohne Schulzwang, dafür aber in finanzieller Abhängigkeit vom Staat aufwachsen würden wären wir ja nicht weiter.

 

Warum Kinder frei lernen sollten

 

Vielen lieben Dank an Julia für die ausführliche Beantwortung dieser Fragen.

 

Viel besser als zu recherchieren ist es mit Kundigen zu sprechen. Ein großes Kompliment an dieser Stelle – denn sich für die Bildung seiner Kinder verantwortlich zu fühlen ist heute selten. Man schiebt die Kleinen heute in die Schulanstalt ab, bezahlt teure Nachhilfestunden und hofft, dass sie es letztlich auf die Universität schaffen – doch echte Bildung geht dabei oft unter.

 

Kinder sich frei zu entfalten lassen – ohne Denkverbote, ohne Zeitverschwendung, ohne Leistungsdruck, Mobbing und anderen Schulhorror – sollten Kinderrechte sein.

 

Leider sind wir von denen noch weit entfernt.

Nichtsdestotrotz – als international orientierte Eltern kann man seinen Kindern viele Chancen ermöglichen. Wie bereits in einem vorherigen Beitrag geschrieben, kann man sie durch die Geburt im richtigen Land mit vielen Chancen ausstatten, die einem selbst verwehrt bleiben. Ihnen darüber hinaus noch ihren vollständig eigenen Bildungsweg zu ermöglichen ist die logische Fortsetzung. 13 Jahre Schule sind eine lange Zeit, in der man so viel anderes machen könnte. Viele Kinder lernen trotz Schule komplementär so viel dazu, dass es genug schlaue Studenten in Teilbereichen gibt. Wenn Kinder jedoch nicht nur komplementär, sondern vollständig frei lernen, überlasse ich die Folgen der Vorstellungskraft meiner Leser.

Schulzwang nein Danke. Zum Glück kann man dem Schulzwang entfliehen – und sollte es als Elternteil auch. Auch wenn man – Achtung Stockholm-Syndrom – doch selbst immer irgendetwas „Gutes“ am Geiselnehmer Schule findet….

 

Dem Schulzwang entkommen – Weil das Leben Deiner Kinder ihnen gehört!

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