Anmerkung von März 2018:Achtung: Tschechien hat Anfang 2018 die Schwelle für die 60% Steuer-Abschreibung auf 1 Mio. CZK (ca. 40.000€) halbiert.Mittels Steuergestaltung (keine CFC-Rules) bleibt Tschechien dennoch interessant.
Viele Selbstständige und beginnende Unternehmer haben ernsthafte Zweifel, ob ihnen ihr Heimatland noch vernünftige Geschäftsbedingungen bietet. Gerade Ortsunabhängige ziehen daher immer mehr Betracht ihren Wohnsitz und Firma in Länder zu legen, die mit weniger Regulierung und Steuern locken.
Auf Staatenlos haben wir solche Länder in der EU wie Zypern, Malta und Irland, aber auch außerhalb wie Panama, Philippinen und Nicaragua bereits im Detail analysiert. Dabei kann in vielen Fällen das Gute auch sehr viel näher sein.
Auswandern ist ein großer Schritt, insbesondere wenn das entsprechende Land weit weg, die Sprache fremd und die Kultur völlig verschieden ist. Seine erworbene heimische Infrastruktur und Netzwerke von Freunden und Bekannten möchte man vielleicht ungern aufgeben.
In vielen Fällen kann es sich daher lohnen, einmal klein anzufangen. Doch in Deutschland etwa drückt über ein Kleingewerbe mit 17.500€ Umsatz hinaus schon die Last von Steuer- und Sozialabgaben gekoppelt mit aberwitzigen Regulierungen. Hinzu kommt eine vergiftete Gesellschaft, immer akutere Probleme mit Kriminalität und eine Mentalität vieler Mitmenschen, der man am liebsten so schnell wie möglich entfliehen möchte.
Wem das Klima kein großer Entscheidungsgrund ist, der sollte sich vielleicht einmal über Alternativen in Deutschlands und Österreichs Nachbarländern anschauen. Die Schweiz ist dabei teuer und längst nicht mehr, was sie einmal war. Holland, Belgien und Luxemburg bieten interessante Schlupflöcher für größere Unternehmen, sind für Selbstständige jedoch eher uninteressant. Und Frankreich und Dänemark steuerlich fast noch ungünstiger.
Ein Nachbarland sowohl Deutschlands als auch Österreichs bietet jedoch wirtschaftliche Bedingungen, die man noch getrost als fair bezeichnen kann. Einen Sprung über die Grenze zu wagen kann sich steuerlich massiv auszahlen. Lebensqualität ist dabei kaum einzutauschen.
Wie man es sich vielleicht denken konnte, handelt es sich bei diesem Nachbarland um die Tschechische Republik, die seit Jahren ein erfolgreiches marktwirtschaftliches Modell implementiert hat. Gerade ihre Hauptstadt Prag ist einer der lebenswertesten Metropolen in Europa. Obwohl Preise die vergangenen Jahre merklich gestiegen sind, gibt es in vielen Ecken Tschechiens doch noch ein günstiges Leben, insbesondere wenn man sein Geld in anderen Währungen verdient.
Warum Tschechien für den Unternehmenseinstieg Sinn macht
Die meisten Unternehmer zieht es freilich ins teurere Prag, das durch eine Vielzahl an Co-Working-Plätzen, Cafes und Unternehmer-Netzwerken glänzt. Durch eine wesentlich niedrigere Belastung an Steuer- und Sozial-Abgaben können Neu-Unternehmer hier jedoch wesentlich entspannter ihre Unternehmung angehen und mehr vom Leben in der Moldau-Stadt genießen.
Dabei sollten sie nicht den Fehler machen, eine tschechische Kapitalgesellschaft – die s.r.o. – zu gründen. Während steuertechnisch besser als eine GmbH, sind 19% Körperschaftssteuern bereits ein recht hoher Satz, der durch weitere Steuern und Sozialabgaben auf Gehalt und Dividenden ergänzt wird.
Stattdessen gibt es für jeden Residenten Tschechiens ein besonderes Steuer-Regime, das dem deutschen Einzelunternehmer entspricht, jedoch wesentlich vorteilhafter ist. So lässt sich mit der sogenannten “Trade License” bis zu einem gewissen Umsatz eine sehr niedrige Abgabenlast erreichen.
Obwohl jüngste Änderungen dieses Steuer-Regime verschlechtert haben, sind die guten Zeiten längst noch nicht vorbei. Tschechien eignet sich auch weiterhin perfekt für Selbstständige und Jung-Unternehmer, die noch nicht sehr viel verdienen. Viel heißt in diesem Sinne 2 Millionen Tschechische Kronen, was etwa 74.000€ entspricht.
Während in Deutschland auf 74.000€ längst der Spitzensteuersatz und abartige Sozialabgaben greifen, ist die Belastung in Tschechien wesentlich geringer. Die maximale Belastung von Steuern- und Sozialabgaben kombiniert beträgt maximal 15%. Somit bleiben über 62.000€ netto – ein stolzes Monatseinkommen von netto über 5000€, von denen die meisten Selbstständigen jahrelang glücklich in Tschechien und auf der Welt leben können.
Erst ab der magischen Grenze von 2 Millionen Kronen wird es deutlich teurer, wie jüngste Gesetzesänderungen bewirkt haben. Ab dieser Grenze kann das vorteilhafte Steuer-Regime der “Trade License” nicht mehr angewendet werden. Ab 2,4 Millionen Kronen greift zudem die tschechische Solidariätssteuer von 7%. Trotzdem kann eine Residenz in Tschechien auch bei höheren Umsätzen Sinn machen, wie wir weiter unten sehen werden.
Die tschechische Trade License und ihre Besteuerung
Die Trade License (Živnostenský ) in der Tschechischen Republik kann man theoretisch mit der Anmeldung eines Gewerbes in Deutschland vergleichen. Mit dieser “Handeslizenz” kann man zur Ausführung von 80 verschiedenen Aktivitäten lizensiert sein, was eigentlich alles erfasst, was man sich vorstellen kann. Die Beantragung ist dabei simpel, Qualifikationen müssen nur in Einzelfällen nachgewiesen werden.
So ist eine Ausbildung/Studium lediglich in den Bereichen von Bank- und Finanzdienstleistungen, Medizin, Massage, der Nahrungszubereitung und dem Bar- und Restaurantbetrieb nötig. Klassische Geschäftsmodelle Digitaler Nomaden wie Import/Export (auch FBA), Beratung, IT-Dienstleistungen, Übersetzung und Co. benötigen keinerlei Qualifikationen.
Was die Inhaber einer Trade License jedoch vom Gewerbetreibenden in Deutschland unterscheidet ist, dass sie eine sehr vorteilhafte Sonderbesteuerung in Anspruch nehmen können. Konkret handelt es sich um die 60/40-Regel, das heißt 60% des Umsatzes werden aus der Berechnung der Steuer- und Abgabenlast herausgenommen. Nur 40% des Umsatzes bieten die Bemessungsgrenze, auf die die normale Einkommenssteuer von 15% anfällt. Tschechien hat eine Flat Tax von 15% ungeachtet des Einkommens, auf die lediglich weitere 7% als Solidaritätszuschlag über einen Einkommen von 2,4 Millionen Kronen aufgeschlagen werden. Bis 400.000 Kronen, etwa 15.000€, fallen gar keine Steuern an.
Effektiv heißt das also, dass Inhaber einer Trade License in Tschechien effektiv nur 6% (40% von 15%) Steuern bis zu einem Gewinn von knapp 74.000€ zahlen. Es gilt jedoch zu beachten, dass im Falle einer Inanspruchnahme dieser Abschreibung die meisten weiteren Absetzungsmöglichkeiten wegfallen. Lediglich eng umrissene Deduktionen für etwa Kinder oder gewisse Versicherungen und Tilgungszinsen können die Steuerlast weiter senken.
Im Regelfall ist diese pauschale 60%ige Abschreibung von Betriebskosten jedoch ein Glücksgriff für viele Ortsunabhängige, da ihre Online-Unternehmen oder selbstständige Tätigkeiten ohne große Kosten geführt werden. Sollten die Kosten den Vorteil der 60%igen Abschreibung übersteigen, so lässt sich auch für eine 15%ige Steuer mit voller Absetzbarkeit von Kosten optieren.
Die Umsatzsteuer in Tschechien beträgt 21%. Allerdings ist auch die Kleinunternehmer-Regelung in Tschechien vergleichsweise großzügig. So kann bis zu einem Umsatz von knapp 37.000€ eine Umsatzsteuernummer beantragt werden, die Umsatzsteuer jedoch nicht abgeführt werden. Bis zu einem Umsatz von 3000€ ist Tschechien also noch idealer als Einstiegs-Sitz für Selbstständige.
Sozialabgaben in der Tschechischen Republik
Steuern sind in Ländern der Europäischen Union freilich nur die eine Seite der Medaille. Oft sind es die Sozialabgaben, die richtig ins Geld gehen. Auch in Tschechien ist es zumindest so, dass man im Endeffekt höhere Sozialabgaben als Steuern zahlt, daran im deutlich nachhaltiger organisierten tschechischen System aber vermutlich nachhaltig etwas hat.
Konkret greifen monatliche Minimalabgaben (Stand 2017) von 2061 Kronen für die Sozialversicherungen und 1907 Kronen für die öffentliche Gesundheitsversorgung, die monatlich im Voraus bezahlt werden müssen. Zusammen entspricht dies etwa 4000 Kronen, also schlappe 150€.
Diese Mindest-Sozialabgaben greifen im kompletten ersten Jahr der Trade License. Ab dann orientieren sich die Sozialabgaben am Vorjahresgewinn und betragen 5,8% des Umsatzes. Für die Krankenversicherung fallen zusätzliche 2,7% an.
Zusammen mit dem effektiven Steuersatz von 6% ergibt sich also eine Gesamtbelastung von maximal 14,5% des Brutto-Umsatzes.
Wesentlich ist jedoch, dass dies nur bis zum entsprechenden Umsatz von knapp 74.000€ so möglich ist. Danach steigt nicht nur die Steuerlast, sondern auch die Sozialabgaben merklich an.
Alternativen, wenn Du mehr als 2 Mio. Kronen im Jahr verdienst
Ab einen Umsatz von 2 Millionen Kronen, also etwa 74.000€, ist es mittlerweile nicht mehr nötig die Sonderbesteuerung der Trade License zu nutzen. Weil folglich die 60% Abschreibung auf sämtliche Mehrumsätze wegfällt, steigen nicht nur die Steuern, sondern auch die Sozialabgaben um den Faktor 2,5. Mit einer Gesamtbelastung von etwa 36% ist man zwar sicher noch besser dran als in Österreich oder Deutschland, sollte an dieser Stelle aber vielleicht den Wechsel in ein steuergünstigeres Land überlegen. Bei einem monatlichen Netto-Einkommen von über 5000€ steht dabei die ganze Welt offen.
Man kann wegen der tschechischen Steuergesetzgebung auch einfach im Land bleiben, wenn man nicht den Fehler macht, seine zusätzlichen Umsätze über die Trade License laufen zu lassen. Stattdessen kann man einfach ein steuerfreies Auslandsunternehmen gründen und seine Umsätze in dieser Gesellschaft belassen beziehungsweise als Geschäftsausgaben ausgeben.
Dies ist möglich, weil die Tschechische Republik zu den verbliebenen EU-Ländern gehört, die keinerlei Außensteuergesetze oder Regelungen effektiver Geschäftsführung wie Deutschland, Österreich und die Schweiz kennen. Folglich ist es völlig legal ein steuerfreies Offshore-Unternehmen aus Tschechien zu führen und damit Geld zu verdienen.
Vermeiden sollte man nur, sich das Geld direkt als Gehalt auszuzahlen, weil hier entsprechende Mehrbelastungen anfallen. Am besten lässt man seine Umsätze in der Auslandsgesellschaft auflaufen, investiert damit und bestreitet so viele Privatausgaben wie möglich auf Kosten der Firma.
Im Zuge der BEPS-Initiative sollen jedoch bald EU-weit Außensteuergesetze eingeführt werden. Inwieweit Tschechien diese umsetzt, bleibt abzuwarten. Bis dahin können auch besser-verdienende Unternehmer die Vorteile Tschechiens durchaus gut nutzen.
Bis 74.000€ Umsatz, immerhin über 6000€ brutto im Monat erreicht sind, vergeht für viele Selbstständige und Kleinunternehmer jedoch eine gewisse Zeit wenn sie es denn überhaupt erreichen. Daher eignet sich Tschechien prima als Langzeit-Residenz für alle, die die hohen Steuern ihrer Heimatländer satt haben.
Neben der Trade License gibt es zudem eine immer geltende Abschreibung von 40% auf Geistiges Eigentum wie auch Bücher und Software. Hält man entsprechende Lizenzrechte, so zahlt man auch über 2 Millionen Kronen hinaus effektiv nur 9% Steuern auf solche Produkte.
Der Steuer-Rechner meiner Partnerkanzlei, die bei Beantragung der Trade License hilft, kann Dir dabei genau ausrechnen, wie Deine Abgabenlast bei entsprechenden Einkommen aussieht. Bei einem Monatseinkommen von 2000€ (vereinfacht ca. 650.000 Kronen jährlich) bleiben Dir ohne Deduktionen netto etwa 1670€ im Monat mit der Trade License.
Hinzu kommt, dass Du unter einem Umsatz von knapp 3000€ im Monat auch nicht umsatzsteuerpflichtig wirst, was gerade bei Abrechnung mit Privatkunden, die viele Geschäftsmodelle in diesem Einkommensbereich leisten, extrem zu Gute kommt. Schließlich kann die Umsatzsteuer beim privaten Endverbraucher nicht zurückgeholt werden im Vorsteuerabzug.
Wie beantragt man eine Trade License?
Die Trade License zu bekommen ist nicht sonderlich schwierig im Alleingang, kann durch meine Partneragentur vor Ort aber spürbar erleichtert werden. Maßgeblich ist der legale Aufenthalt in der Tschechischen Republik, was wegen der Niederlassungsfreiheit für EU-Bürger keine Schwierigkeit ist.
Diese müssen sich lediglich bei der zuständigen Polizeistelle ihres neuen Wohnortes als EU-Bürger melden, wozu offiziell eine gültige Krankenversicherung, ein Mietvertrag oder Eigentum und ein Minimaleinkommen von unter 300€ im Monat nötig sind. Dann können sie ohne weiteres mit der Beantragung der Trade License fortfahren.
Wesentlich ist, dass bei einer Trade License immer ein Geschäftssitz eingetragen werden muss. Dieser muss sich jedoch nicht am gewählten Wohnsitz befinden. Es ist daher generell empfehlenswert, die Beantragung der Trade License in der Hauptstadt Prag zu machen, selbst wenn man woanders wohnen sollte. Dies begründet sich in der fehlenden Erfahrung und Sprachschwierigkeiten anderer tschechischer Behörden außerhalb von Prag.
Sollte man selbst kein Büro anmieten wollen, so kann man problemlos ein günstiges Virtual Office etwa bei meiner Partneragentur in Prag anmieten (20-40€ monatlich), das fortan als Geschäftsadresse fungiert.
Weitere Preise für die Beantragung der Trade License halten sich ebenso im Rahmen, was die Sache auch für Geringverdiener sehr attraktiv macht. Für eine komplette Wohnsitznahme für EU-Bürger samt der Beantragung der Trade License müssen etwa 500€ einkalkuliert werden. Neben dem Virtual Office in Prag für 20-40€ kann man mit zusätzlichen laufenden Kosten von etwa 40-60€ monatlich für die Buchhaltung und Steuerberatung rechnen.
Alles in allem bietet die Tschechiche Republik somit eine hoch attraktive Möglichkeit für Jung-Unternehmer die ersten Schritte unter wesentlich besseren Bedingungen zu starten. Es sollte zusätzlich kein Geheimnis sein, dass wirtschaftliche Regulierungen in Tschechien wesentlich geringer sind, das Land eine vernünftige Migrationspolitik fährt und ein liberales Waffenrecht existiert.
Gerade wer im grenznahen Sachsen, Thüringen, Bayern oder Norden Österreichs wohnt, sollte sich einen Schritt über die Grenze also wärmstens überlegen. Es reicht schon aus in einer tschechischen Grenzstadt zu wohnen um mittels Trade License in Prag die Gesamtbelastung um weit mehr als das Dreifache zu senken.
Auch für die meisten Digitalen Nomaden bietet sich ein wesentlich besseres Set-Up als das 3 Stunden mit dem Zug entfernte Berlin. Denn Wohnsitz und Trade License in Tschechien ist auch möglich, wenn man kaum in Tschechien anwesend ist. Es gibt keinen Mindestaufenthalt, die Steuerpflicht knüpft sich an die Verfügbarkeit einer ständigen Wohnung. Es ist also problemlos möglich sich einige Wochen im Sommer in Tschechien aufzuhalten, den Rest des Jahres anderswo zu verbringen und in der Zwischenzeit seine Wohnung als zusätzliche Einkommensquelle an zahlungskräftige Touristen zu vermieten.
Ich helfe Dir mit Staatenlos gerne dabei, das Ganze umzusetzen. Meine Partner-Agentur in Prag kümmert sich um alles, was Du zur Wohnsitzverlagerung und Beantragung der Handelslizenz brauchst. Melde Dich dazu einfach bei mir.
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