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Wenn Du an “kleine Staaten” denkst, kommen Dir bestimmt Länder wie Liechtenstein, Luxemburg, der Vatikan oder Monaco in den Sinn. Stimmt die Beschreibung für “kleine Länder” für die genannten Staaten bzw. Stadtstaaten, sind sie dennoch riesig im Vergleich zu den auf der Erde existierenden anderen Staaten, von denen Du vermutlich noch nie gehört hast. Die Rede ist von Mikrostaaten – besser gesagt von Spaß Mikrostaaten bzw. Mikronationen.

Was ist ein Mikrostaat? 

Laut Definition ist ein Zwergstaat bzw. Mikrostaat ein Staat, der eine relativ geringe Fläche und wenige Einwohner aufweist. Zudem ist ein Mikrostaat laut Völkerrecht von anderen Nationen anerkannt. Wie groß ein Staat nun letztendlich sein darf, um in die Kategorie “Mikrostaat” zu fallen, ist nicht klar definiert. Es gibt mehrere Definition dafür, jedoch kann man sagen, dass Staaten mit weniger als 1.000km² Landfläche dazu gezählt werden.

Einige bekannte Mikrostaaten sind: Bahamas, Trinidad und Tobago, Malediven, Seychellen, Qatar, Vatikan, Singapur, Palau, Fiji und Mauritius.

Warum Spaß Mikrostaaten?

Der Grund, warum wir sie “Spaß Mikrostaaten” nennen, ist, dass diese – sich selbst als unabhängige, souveräne Staaten bezeichnend – von keiner echten Nation der Welt anerkannt werden. Das unterscheidet eine Mikronation von einem Mikrostaat. Im Grunde sind es reine Spaß Staaten, die eher dem Rollenspiel, als einem echten Nutzen dienen. Die Gründer der Mikronationen hassen dabei jedoch den Begriff “Rollenspiel”. Für sie ist es kein Spiel, sondern ein echter Lifestyle. Die “Regierungshäupter” bezeichnen sich selbst – wie in anderen Staaten auch – als König, Diktator, Prinz, Präsident, mit dem Ziel das eigene Land zu “regieren”. Kostüme wie Kleider, Ritterrüstungen oder spezielle Akzente gehören natürlich genauso zur Mikronation wie auch ein eigener Reisepass, eine eigene Währung, eine Flaage, eigene Gesetze, eine Nationalhymne und “Konflikte” zwischen den Mikronationen

So lustig das alles auch klingen mag, so ernst nehmen es die Hohheiten mit ihren Aufgaben. Die meisten der Mikronationen sind einfach für Freiheit im Allgemeinen. Sie möchten der Welt oder der Regierung, in der sie leben zeigen, dass sie gewisse Dinge einfach besser und effizienter können – auch wenn das zu regierende Areal nur so groß wie eine Briefmarke ist (manche Mikronationen sind genau das). Vielen Mikronationen geht es darum, dass man im Leben alles sein oder erreichen kann und man nicht einer gewissen Norm verfallen muss, um in irgendeine soziale Schicht integriert zu werden.

Die Herrscher der Mikronationen sind sich alle einig, dass das Gründen einer neuen Nation – die weder anerkannt noch irgendeinen politischen Einfluss auf der Welt hat – kein Witz ist, sondern Dinge verändern kann. Es gibt sogar eine “MicroCon” – der jährliche Kongress der Mikronationen um Themen zu diskutieren. Mit einer mehr oder weniger ernsten und tiefgreifenden Agenda. Einige Mikronationen setzen sich auch aktiv für Gerechtigkeit und humanitäre Aktionen ein. Es ist also nicht alles Spaß, nur weil es im ersten Moment so scheinen mag.

Insgesamt gibt es aktuell über 100 Mikronationen. Wir stellen Dir einige der bekanntesten und aufsehenerregensten vor. Wusstest du etwa, dass Staatenlos-Gründer Christoph Heuermann seinen eigenen Mikrostaat ausgerufen hat?

 

Free City Bir Tawil

2019 reiste Christoph in das einzige wirklich nennenswerte Terra Nullius (Niemandsland) auf der Welt. Bir Tawil, mitten in der einsamen Wüste an der Grenze zwischen Sudan und Ägypten gelegen, sollte zu einem richtigen Abenteuer werden. Denn das Niemandsland war nicht so unbewohnt wie gedacht – und Christoph auf dem Rückweg 3 Tage Geisel von einem islamischen Beduinen-Stamm. Weiteres zu diesem Abenteuer kannst du auf Christophs privaten Reiseblog nachlesen

Bevor dies geschah hat er jedoch Bir Tawil als ewig “Staatenlos” ausgerufen. Sein mit Steinen beschwertes “Staatenlos”-T-Shirt liegt wohl noch immer an der gleichen Stelle inmitten der Geröllwüste und begründet diesen Anspruch. Christoph hat sogar eine eigene Webseite für die Free City Bir Tawil ins Leben gerufen und bleibt bis dato einer von einer Hand voll westlicher Reisenden, die dieses spannende Gebiet besucht haben. Selbst auf der Extremreisenden-Plattform “Most Travelled People” ist Christoph als einziger (überlebender) Besucher dieses Gebiets gelistet. Gerne scherzt er “zurück zu kommen; aber nur mit Blackwater”

Liberland

Vielleicht ist Liberland nicht die bekannteste Mikronation, hat aber bestimmt unter allen das größte Ziel: Liberland möchte ein echtes, anerkanntes Land werden. Die Geschichte von Liberland begann 2015, als der tschechische Politiker Vít Jedlička, das Niemandsland zwischen Serbien und Kroatien als Liberland ausgerufen hat. Liberland ist ein ca. sieben Quadratkilometer großes Areal an der Donau, das weder von Serbien noch Kroatien anerkannt wird. Geografisch gesehen liegt das Areal auf der kroatischen Seite der Donau, jedoch behauptet Kroatien, dass dieses Areal zu Serbien gehöre. Serbien hingegen lehnte das Areal bisher ab.

So kam es, dass Vít Jedlička das menschenleere Areal – mit Vorbild Monaco – als sein eigenes Land in Anspruch nahm. Das Motto von Liberland ist “Leben und leben lassen“. Innerhalb von nur zwei Wochen sollen bereits über 400.000 Bewerbungen für eine Staatsbürgerschaft eingegangen sein. Sollte Liberland tatsächlich eines Tages als Staat anerkannt werden, wäre es damit das am dichtest besiedelte Gebiet der Erde (vorausgesetzt natürlich, alle Bewerber wohnen dann auch in dem kleinen Land).

Basis von Liberland ist dabei die Blockchain-Technologie. Die Regierung, die Wahlen und das Bezahlsystem werden mit Hilfe der Blockchain-Technologie verwaltet. Ziel von Liberland ist die Schaffung einer neuen Steueroase sowie der erste, reine Kryptostaat zu werden. Ein wichtiger Punkt innerhalb von Liberland ist, dass Personen, die mehr Krypto-Token besitzen, auch mehr Rechte besitzen werden. Bist Du also Krypto-Millionär, hast Du damit auch mehr Stimmen und ein höheres Wahlrecht als beispielsweise jemand mit weniger Token. Der Gründer von Liberland ist der Auffassung, dass dies nur gerecht sei und wesentlicher fairer,  als es in anderen Staaten der Fall ist. Eine Person gleich einer Stimme sei laut Gründer fundamental falsch. Steuern sind in Liberland de facto nicht existent, sondern freiwillig. Trägst Du also mit einem hohen Anteil an “Steuern” zum Wohle des Staates bei, sollst Du dafür auch belohnt werden.

Liberland hat große Pläne: So wurde z.B. die durchaus futuristische Infrastruktur von in Dubai ansässigen Architekten entworfen. Innovative und futuristische Gebäude sollen das Stadt und Landbild von Liberland prägen. Mit einer Großzahl an Krypto-Millionären und Milliardären hat Liberland durchaus das Zeug dazu, dies tatsächlich in der Zukunft umsetzen zu können.

Allerdings gibt es auch viele zu Recht kritische Stimmen. Uns sind diverse in das Projekt eingebundene Personen bekannt, die aufgrund von Misswirtschaft, Veruntreuung und fehlenden Realisierungswillen entnervt aufgegeben haben. Es bleibt abzuwarten ob Liberland es je von einem spaßigen Mikrostaat zu einem anerkannten Zwergstaat schaffen wird.

Flag of Liberland

Whangamōmona

Eine etwas weniger ernstzunehmende Mikronation ist Whangamōmona in Neuseeland. Alles begann 1989. Whangamōmona lag damals in der Region Taranaki und natürlich untersützte die Stadt das lokale Rugby Team – die “Taraniki Bulls“. Deren Erzfeind – die “Manuwatu Turbos” – lagen in der Nachbarregion Manuwatu-Wanganui. Die Regierung von Neuseeland wollte nach einer seismischen Aktivität die Landesgrenzen zwischen Taranaki und Manuwatu verschieben, sodass Whangamōmona in Zukunft in der Region Manuwatu liegen würde. Damit konnten die Einwohner von Whangamōmona natürlich nicht leben. Ein echter Fan der “Taranaki Bulls” kann niemals in der Region der “Manuwatu Turbos” leben.

So kam es, dass die Stadt Whangamōmona sich als eigener souveräner Staat auswies und die “Republik Whangamōmona” gegründet wurde.

Wie es sich für eine echte Republik gehört, benötigte Whangamōmona natürlich auch einen Präsidenten und wählte Ian Kjestrup zum damaligen Oberhaupt. Das lustige an der Geschichte ist, dass Herr Kjestrup noch nicht einmal davon wusste, dass er fortan der Präsident von Whangamōmona war. Sein Amt währte zehn Jahre.

Nach der ersten abgeschlossen Legislaturperiode, begannen die Wahlen für den nächsten Präsidenten. Unter ein Vielzahl von Konkurrenten, konnte sich Billy Gumboot durchsetzen. Erwähnenswert hierbei ist, dass Billy Gumboot eine Ziege war. Man munkelt, dass die Wahlen nicht ganz sauber abgelaufen seien. Billy wird unterstellt, er habe die Wahlzettel der anderen Kandidaten einfach aufgefressen und konnte somit seinen Sieg zelebrieren. Nach dem Tod von Billy nach nur 18 Monaten Amtszeit, wurde Tai the Poodle als neuer Präsident gewählt. Nach einem Attentat auf den Pudel, blieb dieser invalide und musste sein Amt aus gesundheitlichen Gründen aufgeben.

Der aktuelle Präsident – John Herlihy – setzte sich in den letzten Wahlen gegen Jack Spearow, Lili Jiao (die eine Katze sein wollte) und Ted (die eine Katze war) durch.

Wie Du siehst, ist diese Mikronation tatsächlich aus echten, nachvollziehbaren Gründen entstanden, dient aber heute lediglich als Spaß Nation. Trotzdem ist Whangamōmona heute ein beliebtes Touristenziel in Neuseeland. Wer in das Territorium einreist, muss sich natürlich auch bei der Grenzkontrolle melden und bekommt dort seinen Einreisestempel in seinem Reispass – gegen eine Gebühr von $NZD 2.

Attraktionen wie die “Bridge To Somewhere” werden hier sehr gerne besucht.

Slowjamastan

Republic of Slowjamastan! So steht es auf dem Schild an der Grenze dieser Mikronation. Das nur 0,04 Quadratkilometer große Areal in den USA ist in der Tat ein reiner Spaßstaat.

Regiert wird Slowjamastan (gesprochen Slow-i-yamastan) vom “Diktator und Sultan Randy Williams”. Randy Williams ist eigentlich ein internationaler Radiosprecher, der mit seiner Radioshow “Sunday Night Slow Jams” in über 200 Städten weltweit zu hören ist. Neben seiner Tätigkeit als Radiomoderator ist Randy William zudem auch Perpetual Traveler und hat bereits alle Länder dieser Welt bereist.

Nach seinem Besuch in der Mikronation “Molossia” war er inspiriert, seine eigene Mikronation zu gründen. Seine Begründung, warum er Slowjamastan gründete ist einfach: “Ich hatte keine Länder mehr übrig, die ich besuchen konnte – also habe ich mein eigenes Land gegründet”.

Wie in jedem Land, gibt es auch hier Gesetze und Regeln, an die man sich halten muss. Möchtest Du nach Slowjamastan einreisen, darfst Du unter keinen Umständen “Crocks” tragen. Crocks – Du kennst sie, diese komischen Gummischuhe mit den Löchern oben. Der Diktator und Sultan von Slowjamastan hasst diese Art von Schuhwerk. Zudem musst Du der landeseigenen Sprache “English with GFA (English with General Foreign Accent)” mächtig sein. Denke nicht, dass Du in Slowjamastan einfach nur English sprechen kannst. Die Amtssprache ist Englisch mit fremden Akzent. Ein fremder Akzent ist auch nicht einfach nur spanisch oder russisch. Nein, es muss ein deutlich erkennbarer fremder Akzent sein, der nicht mit einer Nation in Verbindung gebracht werden darf. Du darfst auf keinen Fall einfach einen italienischen oder indischen Akzent vortäuschen, da dies die Nation des Akzents beleidigen würde. Sprichst Du aber portugiesisch oder spanisch, bist Du herzlich willkommen!

Übrigens: Stand 2023 gab es bisher null Corona-Fälle und null Corona-Tote!

Christiania 

“Die letzte gesetzlose Stadt Europas” – so liest man über die Freistadt Christiania. Das liegt vor allem am erlaubten Konsum von Cannabis innerhalb von Christiania.

Christiania ist nicht irgendein verlassenes Land, das niemand für sich deklarierte. Christiania ist eine freie Stadt innerhalb von Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen. Gegründet wurde Christiania 1971, als die verlassenen Militärgebäude als neue Freistadt ausgerufen wurde. Im Kontrast zu den vorherigen militärischen Bewegungen und Nutzungen der Gebäude, war das Ziel von Christiania eine freie, liberale und autonome Stadt zu errichten. Das Motto war von Anfang an “Frieden, Liebe und Harmonie“. Ziel war, eine selbstverwaltete Gesellschaft zu schaffen, in der jeder Einzelne Verwantwortung für das Wohlergehen der gesamten Gemeinschaft trägt. Einst als Hippie-Bewegung gestartet, entwickelte sich die Stadt immer weiter zu einer anarchischen Gemeinschaft, die von Menschen aus aller Welt besucht wird.

Ein wichtiger Bestandteil der Stadt ist, dass hier frei gelebt werden kann. Anfangs gab es quasi keine Regeln – lebe, liebe und lasse leben waren die Grundvoraussetzungen. Frei – damit meinte die Stadt auch, dass Drogenkonsum legal war. Dazu zählten eigentlich alle Drogen – auch harte Drogen wie Heroin oder Kokain. Da die Stadt langsam aber sicher an den harten Drogen zu Grunde ging, entschied man sich, dass harte Drogen auch hier verboten sind. Erlaubt sind weiterhin “weiche Drogen” wie z.B. Cannabis und Alkohol.

Dass der öffentliche Cannabis-Konsum der Regierung von Dänemark ein Dorn im Auge ist, ist nicht verwunderlich. In der sogenannten “Pusher Street” können THC-haltige Drogen “legal” gekauft werden. Tägliche Polizei-Razzien und Festnahmen hindern die Menschen dort aber nicht, weiter mit ihrem freien Leben fortzufahren.

Zudem sind keine Gewalt, keine Waffen, keine Autos und Motorräder innerhalb der Stadt erlaubt. Das Filmen in der Pusher Street ist zudem auch verboten und es wird akribisch darauf geachtet, dass keine Videoaufnahmen des Verkaufs der Drogen nach außen gelangen.

Einwohner von Christiania sind grundsätzlich für Liebe und Offenheit und anarchisch veranlagt. “Wenn Du etwas machen möchtest, dann mach es” – lautet ein Spruch der Einwohner. Anarchie ist gesellschaftlich eher als “Chaos” bekannt. Die Werte der Christianier basieren zwar auf Anarchie (“jeder macht, was er für richtig hält”), jedoch ist die Wurzel dieses Anarchismus Liebe, Achtsamkeit und Frieden gegenüber dem Anderen.

Natürlich verursacht die Stadt viele Kontroversen und ist auch nicht unbedingt global als “gut” angesehen. Etliche gewalttätige Vorfälle wie Mord, Raub und Schusswaffengebrauch zeigen dies deutlich.

Flag of Christiania

The Principality of Sealand

Die wohl spektakulärste Mikronation ist das Fürstentum Sealand. Sealand ist, anders als andere Nationen, keine Nation auf Festland, sondern ist eine Seefestung in der Nordsee.

Ursprünglich im Zweiten Weltkrieg als Abwehrfestung vom britischen Militär errichtet, dient die Plattform seit des Ausrufs als Fürstentum als Wohnsitz der Gründerfamilie. Alles begann, als Patrick Roy Bates die Festung besetzte und sie als autonome Nation ernannte. Bis heute von keinem souveränen Staat anerkannt, kämpft Sealand aber weiterhin anerkannt zu werden. Bates fand heraus, dass die Britische Regierung die Festung aus Versehen illegal außerhalb britischer Gewässer errichtete und somit von ihm – nach Rücksprache mit seinem Anwalt – als eigene Nation ausrufen konnte. Seine Frau und er selbst wurden daraufhin “Prinz” und “Prinzessin” von Sealand. Der Grund für das “illegale” Errichten der Festung war, dass damals die territorialen Grenzen Englands aufgrund der Reichweite der Abwehrkanonen definiert wurde. Wenn man darüber nachdenkt, erweist sich diese Definition als “ziemlich kurz gedacht”.

Der Sohn des Gründers will heute mit Sealand zeigen, dass man nicht irgendeinem gesellschaftlichen Zwang – wie z.B. ein “9 to 5 Job” – verfallen muss, um glücklich zu sein. Die Plattform, die in freien Gewässern treibt, dient hierbei als Symbol für diesen Gedanken.

Sealand erfüllt die Kriterien nicht, um als Staat anerkannt zu werden. Das hindert Sealand aber nicht daran, Reisepässe und Briefmarken zu erstellen. Sealand war bereits in einigen medialen Fällen vertreten. Darunter auch die Ermordung des Modeschöpfers “Gianni Versace”, nach dessen Tod ein Reisepass – ausgestellt von Sealand – im Auto des Attentäters gefunden wurde.

Wenn Du wissen willst, wie Sealand aussieht, kannst Du Dir das Musikvideo von “Fettes Brot – Echo” auf Youtube ansehen. Eine echt berühmte Mikronation also!

Molossia

In den USA als wohl bekannteste Mikronation gilt Molossia. “The President of the Republic Molossia – Kevin Baugh” gründete seine eigene Mikronation bereits im Jahre 1977. Dieser Spaßstaat hat alles, was ein echter Staat (laut Definition) benötigt: Eine Bank, eine Währung, ein Transportsystem (“The Molossian National Railway”), ein Gefängnis, Zollbeamte und eine Weltraummission.

Das etwa 4,5 Hektar große Land in Nevada, USA (ca. 45km von Lake Tahoe entfernt), ist sich bewusst, dass es wohl niemals von echten Nationen als Staat anerkannt werden wird. Deswegen liegt der Grundgedanke von Molossia im Spaß. Ca. 30 Einwohner hat die Mikronation – darunter fallen auch Hunde und Katzen.

Dennoch möchte der Gründer eine Nachricht an alle senden, die lautet: “Kleine Staaten sind besser als größere Staaten”. Er sagt, dass kleinere Staaten mehr Zufriedenheit in der Bevölkerung auslösen und Dinge einfach effizienter durchgeführt werden können.

Auch Molossia hat einen eigenen Pass; eine Grenzkontrolle, wo man seinen Reisepass bei der Ankunft stempeln lassen muss; und eine eigene Währung. Die Währung ist nicht geknüpft an “wertlose” Werte wie Gold oder Silber, sondern an eine bestimmte Marke von Chocolate Chip Cookie Dough. Alles innerhalb von Molossia muss mit der landeseigenen Währung “Valore” bezahlt werden. Der Umrechnungsfaktor ist hierbei “1 Packung Chocolate Chip Cookie Dough = 5 Valore”.

Das “Molossian Space Program” ist ein eigens kreiertes Astronautenprogramm, bei dem man – nach erfolgreichem Launch einer Weltraumrakete – ein Zertifikat als “Space Cadet” erhält – vom Präsidenten höchstpersönlich.

Und zu guter Letzt hat natürlich auch die Republik Molossia seine eigenen Regeln und Gesetze. So ist es verboten und wird mit Gefängnisstrafe geahndet, wenn Du Schlagzeug im Badezimmer spielst; ein Desaster auslöst; oder ein Walross bzw. Wels in das Land einschleppst.

Aus dem einst aus Spaß gegründeten Land – das bisher auch von keinem souveränen Staat anerkannt wird – ist mittlerweile eine wichtige Einkommensquelle für die Bewohner geworden. Jährlich besuchen ca. 200 Menschen das interessante Land mit seinen unzähligen Sehenswürdigkeiten.

Flag of Molossia

The Other World Kingdom

Die wohl bizarrste Gründung einer Mikronation ist die des “The Other World Kingdom”. Eine auf Femdom basierende Republik, die dem Ziel dient(e), eine von Frauen regierte Nation (Matriarchie) zu errichten und alle Männer in der Republik als Sklaven zu halten – alles mit gegenseitigem Einverständnis natürlich. Wer sich als Mann der Republik anschließen wollte, musste vorher eine Vollmacht ausfüllen, die den “Herrscherinnen” in der Nation das Recht vergab, den Mann als Sklave zu benutzen.

In der BDSM-Szene bekannt, erlangte The Other World Kingdom (OWK) in der Welt der Mikronationen jedoch keinen nennenswerten Status. Doch hatte auch das Königreich seinen eigenen Reisepass, eine eigene Währung, eine Polizei, Gerichte und eine eigene Hymne.

Die Gründerin – Prinzessin Patricia I. – hat sich die Renovierung der Gebäude, die in der tschechischen Stadt Černá lagen, ca. zwei Millionen Euro kosten lassen. Innerhalb des Königreiches gab es unter der Prinzessin diverse hierarchische Titel wie z.B. die “Erhabene Dame” oder den Status der “Bürgerin”. Wer sich als Frau für eine Staatsbürgerschaft bewarb, musste Kriterien wie z.B. das Erreichen des Schutzalters (in Tschechien 15 Jahre) und das “Besitzen” eines männlichen Sklavens erfüllen.

Die nächste Klasse waren die Untertanen der Königin. Dies waren Männer, die die Gesetze des OWK befolgten, der Königin gehorchten und ihre Steuern zahlten, aber auch einige Rechte hatten, wie z. B. die “Freiheit zu reisen, Eigentum zu besitzen und mit diesem Eigentum umzugehen, Kinder zu haben, den Arbeitsplatz zu wechseln, Unternehmen zu gründen und seine Meinung zu äußern.” Die unterste Klasse war die Klasse der “Sklaven”. Dies war eine männliche Klasse, die alle Rechte verwirkt hatte, Eigentum der Königin oder der Erhabenen Damen war und als “auf dem Niveau eines normalen Nutztieres” angesehen wurde.

Das OWK war offiziell bis 2016 tätig, ist jedoch Stand 2020 immer noch aktiv und veranstaltet diverse Events in den Unterkünften.

Flag of OWK

Obsidia

Die wohl kleinste Mikronation ist Obsidia. Obsidia ist im Grunde genommen nur ein kleiner Stein, dennoch ist der Grundgedanke hinter Obsidian sehr frei und ohne Grenzen. Die Gründerin von Obsidia wählte einen Stein, der ca. 900 Gramm wiegt, als Land, da dieser symbolisch überall auf der Welt hintransportiert werden kann. Das Land verkörpert Freiheit und ist offen für “jeden Menschen auf der Welt” – dazu gehört auch die Idee von grenzenlosen Ländern.

Du kannst Dich zwar für eine Staatsbürgerschaft bewerben, jedoch ist auch Obsidia ein reiner Spaß Staat und wird von keiner Nation dieser Welt anerkannt. Dies ist nicht weiter verwunderlich, denn Obsidias Landmasse ist viel zu klein, um überhaupt in die Kategorie eine “Staates” fallen zu können. Auch wenn Du die Staatsbürgerschaft besitzt, kannst Du nicht einmal “ins Land einreisen”. Der Stein ist einfach zu klein dafür.

Zu beachten ist, dass Obsidia ausschließlich von Frauen regiert werden kann und kein Mann je einen Regierungsposten besetzen wird. Es ist ein feministischer Freistaat, der die Rechte von Frauen weltweit unterstützt. Ein Projekt, das Obsidian am Herzen liegt und auch finanziell unterstützt, ist die Aktion “Women on Waves“. Diese Organisation besitzt ein Schiff, das Frauen die Möglichkeit bietet, legal und auf internationalen Gewässern, 12 Seemeilen entfernt von jeglichen Landesgrenzen, eine sichere und medizinisch überwachte Abtreibung vorzunehmen. In vielen Ländern sind Abtreibungen verboten oder werden sogar mit der Todesstrafe geahndet. Um Frauen in diesen Ländern vor den Folgen der Abtreibung – sei es rechtlich oder gesundheitlich – zu schützen, verkehrt das Schiff auf den Weltmeeren und hilft so hilflosen Frauen.

 

Seborga

Seborga ist in unserer Liste die wohl offiziellste Mikronation, denn sie entstand nicht aus reinem Spaß, sondern aus Fehlern in gefundenen Archivdokumenten Italiens. Alles begann 1963, als ein Blumenhändler Archivdokumente fand, in denen die Stadt Seborga nie erwähnt und deshalb auch nicht in das Königreich Italiens integriert wurde. Bereits seit 954 existierte Seborga als souveräner Staat Italiens, wurde aber beim Wiener Kongress übersehen. Daraufhin ernannte er die Stadt Seborga zu einer Mikronation und wurde zum Prinz von Seborga Giorgio I.

Unter der Regierung von Prinz Giorgio I. wurde ein Kabinett gegründet und Ministerposten vergeben. Seit der Gründung versucht die Stadt als anerkannter Stadtstaat zu gelten – bisher jedoch auch ohne Erfolg. Das aktuelle Regierungsoberhaupt – Prinzessin Nina – eine deutsche Geschäftsfrau aus Kempten wurde 2019 zur Prinzessin gewählt.

Seborga möchte zwar unabhängig sein und kämpft dafür sogar vor dem Europäischen Gerichtshof. Seborga ist sich aber auch dennoch bewusst, dass es nicht anerkannt ist und weiterhin innerhalb der Landesgrenzen Italiens liegt und sich an die Regeln und Gesetze halten muss. So gibt es z.B. in Seborga keine Polizei, wie es andere Mikronationen “spaßeshalber” tun. Es gibt jedoch eine eigene Währung und einen eigenen Reisepass, den jeder Seborginer stolz mit sich trägt.

Ziel von Seborga ist, endlich unabhängig von Italien zu sein, um die Steuerlast für die Bewohner senken zu können und Investoren in die Stadt zu locken. Die Bewohner sind sich zudem einig: Ein kleines Land hat viele Vorteile. Eine Unabhängigkeit ist das größte Gut für einen kleinen Staat. Man kann das tun, was für Seborga richtig ist und nicht dass, was für Europa richtig erscheint.

Flag of Seborga

 

Kann ich meinen eigenen Staat gründen? 

Wie Du siehst, ist es im Grunde ganz einfach eine “Mikronation” auszurufen. Du musst noch nicht einmal echtes Land besitzen um das zu tun. Denn nur weil Du Deine Hand hebst, Dein eigenes Land “besitzt” und Deine eigene Hymne singst, heißt das nicht, dass Dein Staat auch von irgendjemanden angenommen wird. Den wohl größten Erfolg hast Du, wenn Du unbeanspruchtes Land ergattern kannst – wie es z.B. Christoph in Bir Tawil oder Liberland getan hat. Das Areal war klar keiner Nation und keinem Staat zugeordnet. Bis Dein eigener Staat aber anerkannt wird, ist es bestimmt ein sehr weiter Weg, der über Bevölkerung, Rechte und Gesetze bis hin zu Infrastrukturen führen wird.

Mit dem nötigen Kleingeld, dem richtigen Stück Land und vielen Unterstützern könnte es aber durchaus möglich sein, einen eigenen Staat zu gründen. Ein komplett neuer, freier und steuerfreier Staat wird aber wohl nie von irgendeinem anderen Staat anerkannt werden. Von daher wird es wohl bei Spaß Staaten bzw. Mikronationen bleiben!

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