Ins neue Jahr sind viele meiner Leser wohnsitzlos gestartet. In den Tagen vor Silvester erreichten mich Dutzende begeisterte und dankbare Zuschriften von Lesern, die sich passend zum Jahresende aus Deutschland abgemeldet haben. Ihre Personalausweise und Reisepässe ziert jetzt der Aufkleber: „Kein Hauptwohnsitz in Deutschland“. Da sie überwiegend noch keinen neuen Wohnsitz haben, sind sie jetzt wohnsitzlos. Einem Leben als Perpetual Traveler steht ihnen nichts mehr im Wege.
Diese neuen Wohnsitzlosen waren clever. Indem sie sich noch 2015 abgemeldet haben, sind sie bereits in 2016 steuerfrei in Deutschland. Die Steuerpflicht setzt nämlich in jedem Kalenderjahr ein, in der eine Person mindestens einen Tag in Deutschland amtlich gemeldet war. Das bedeutet natürlich leider auch, dass man der deutschen Steuer für 2016 potentiell nicht mehr entgehen kann, wenn man über den Freibeträgen liegt oder keine Doppelbesteuerungsabkommen greifen.
Doch der Weg in die Staatenlosigkeit erfordert schließlich auch einiges an Vorbereitung, für die Du in 2016 jetzt noch mehr als genug Zeit hast. Ein wichtiger Punkt ist dabei das richtige Verständnis und die sachgemäße Anwendung der Flaggentheorie. Viele Kommentatoren sitzen nämlich einem handfesten Mythos auf, wenn sie das Konzept des Perpetual Travelings kritisieren.
Sie kritisieren die Wohnsitzlosigkeit und damit verbundenen Nachteile, berücksichtigen aber nicht, dass ein dauerhafter Wohnsitz ein essentieller Teil der Flaggentheorie und damit eines vollkommenen Lebens als Perpetual Traveler ist.
Perpetual Traveling ist kein fester Zustand, sondern ein Prozess. Genauso wie man durch dauerhaftes Reisen immer mehr neue Orte entdeckt, genauso setzt man nach und nach mehr Flaggen auf der Welt. Wie man diese setzt, wo man diese setzt und ob man diese überhaupt setzt bleibt einem jedem selbst überlassen. Man braucht keinen festen Wohnsitz, aber er empfiehlt sich. Den Gründen möchte ich mich in diesem Artikel widmen.
Warum ein fester Wohnsitz?
Dass Wohnsitzlosigkeit und Perpetual Travel in einen Topf geworfen werden ist durchaus verständlich. Schließlich impliziert dauerhaftes Reisen eine entsprechende Wohnsitzlosigkeit. Tatsächlich ist Wohnsitzlosigkeit aber nur die Ausgangssituation jedes Staatenlosen, nicht das Endziel. Schließlich fängt jeder einmal klein an.
Genauso wenig wie sich jeder direkt ein tolles Offshore-Unternehmen samt entsprechenden Bankkonto leisten kann, kann sich ein frisch durchstartender Staatenloser keinen dauerhaften Aufenthalt leisten. Oder will es vielleicht auch gar nicht.
Zum einen sind die Einwanderungsbestimmungen der meisten Länder oft so, dass sie zu hohe finanzielle oder bürokratische Hürden für jene an den Tag legen, die sich Vollzeit dem Aufbau ihres Geschäftes widmen wollen. Viele Länder, vor allem die wirklich interessanten, erfordern Geldeinlagen, Investments oder ein gewisses Mindesteinkommen, das längst nicht jeder sofort auf den Tisch legen kann.
Zum anderen liegt es in der Natur des Menschen sich auch nur dort niederzulassen, wo es ihm gefällt. Der junge, ungebundene Staatenlose (ich zähle mich auch dazu) möchte lieber einmal erst die Welt erkunden, bis er einen schönen Platz für sich gefunden hat. Schließlich sind in letzter Instanz Freiheit von Steuern, Sozialversicherungen und anderen Einschränkungen unwichtig, wenn man den Ort seines dauerhaften Wohnsitzes nicht leiden kann. Zumindest wenn man dort auch mindestens ein halbes Jahr verbringen muss.
Damit kommen wir nämlich zur größten Einschränkung für alle, die sehr oft ihren Aufenthaltsort wechseln. Um tatsächlich in einem Land außerhalb des Heimatlandes einen permanenten Wohnsitz zu haben, muss man in der Regel min. 183 Tage im Jahr anwesend sein (mit gewissen länderspeziellen Ausnahmen; etwa 120 Tage im Schnitt über 3 Jahre hinweg). Ist man dies nicht, verliert man oft seine Aufenthaltserlaubnis.
Kein Wunder also, dass für viele junge Leute, die sich noch nicht ein halbes Jahr pro Jahr an einem Ort binden wollen, eine Wohnsitzlosigkeit anfangs mehr Reiz hat.
Doch auch hier muss man sagen, dass nach einer gewissen Zeit der Wohnsitzlosigkeit selbst der Hardcore-Perpetual-Traveler froh ist ein halbes Jahr irgendwo seine „Heimat“ zu haben. Viele werden sicher gar möglichst schnell versuchen ihre Basis in einem für sie günstigen Land aufzubauen.
Ebenso gibt es Staaten, die es mit den 183 Tagen nicht so genau nehmen. Das heißt, Du musst gar kein halbes Jahr dort bleiben um den Status einer permanenten Aufenthaltsgenehmigung zu behalten. Während Du dich in strikteren Ländern sicher neu bewerben müsstest (und möglicherweise Schwierigkeiten dabei bekommst), sehen gerade Entwicklungsländer oft darüber hinweg. Schließlich bleiben ihnen ohnehin kaum Möglichkeiten die tatsächliche Aufenthaltsdauer im Land zu überprüfen. Inseln sind hier eher schwierig (da Flüge überprüfbar sind), doch auf dem Festland sollte man fast nirgendswo Probleme haben. Bekannte Staaten, die es nicht so genau nehmen, sind etwa Paraguay, Nicaragua, Belize und die Philippinen.
Andere Staaten ködern Wohlhabende sogar ganz explizit mit einer dauerhaften Aufenthaltsgenehmigung, die keine Minimalanforderung an Aufenthalt im Land kennt. Diese Wohlhabenden müssen dann eine Pauschalsteuer zahlen, sind ansonsten aber steuerfrei und haben alle Rechte einer dauerhaften Aufenthaltsgenehmigung. Malta, das bei seiner für EU-Bürger relativ leicht erlangbaren dauerhaften Aufenthaltsgenehmigung eine Mindestdauer von 183 Tagen Aufenthalt im Land vorschreibt, kennt etwa auch ein alternatives Einwanderungsprogramm, in dem diese Mindestdauer wegfällt. Dies geht allerdings mit einer Pauschalsteuer von 15.000€ im Jahr und den Kauf oder Miete einer hochpreisigen Immobilie auf der Insel einher.
Fester Wohnsitz und Steuerpflicht
Doch warum überhaupt ein dauerhafter Aufenthalt? Macht mich das nicht etwa steuerpflichtig?
Wer denkt, dass er mit Anmeldung in einem anderen Land dort wieder steuerpflichtig wird täuscht sich nicht. Täuschen tut er sich aber in der Tatsache, dass er dann auch zwingend Steuern zahlen muss. Schließlich gibt es einen Haufen von Ländern, in denen der dauerhafte Aufenthalt mit Freiheit von Einkommensbesteuerung einher geht. Viel besser noch: im Gegensatz zur Wohnsitzlosigkeit sind auch erhebliche Einsparungen bei Kapital- und Mehrwertsteuern möglich.
Satte 65 Länder gibt es auf der Welt, in der man richtig strukturiert steuerfrei leben kann. Zusätzliche etwa 15 attraktive Länder kommen hinzu, in denen man eine sehr geringe Einkommensteuerbelastung ertragen muss, dank fehlenden Außensteuergesetzen aber problemlos ein Auslandsunternehmen führen kann. Das macht 80 Staaten zur Auswahl für den angehenden Staatenlosen, in denen er sich für eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung entscheiden kann. 80 Staaten, die es mal einfach, mal schwieriger, mal fast unmöglich machen sie auch tatsächlich zu erlangen. Aber 80 Staaten – immerhin zwei Fünftel der Welt – in der man weitgehend ungestört vom gierigen Schlund des Staates ein Leben nach seinen Vorstellungen führen kann.
Natürlich bin ich mir sicher, dass einiges an Neugier nach diesen 80 attraktiven Staaten besteht. 23 davon habe ich etwa einmal in diesem Artikel beschrieben. Diese komplett einkommenssteuerfreien Staaten haben allerdings das Problem, dass sie entweder als dauerhafter Wohnsitz unattraktiv sind oder viel zu hohe Eingangshürden haben.
Doch es gibt auch attraktive Länder, in denen man ohne zu zögern leben würde. Es gibt attraktive Länder, in denen man mit minimalen Voraussetzungen eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis erlangen kann. Manchmal überschneiden sie sich sogar.
Und daher sitze ich seit einiger Zeit an einem Buch, das im Februar veröffentlicht werden soll. Ein exklusiver Staatenlos-Report über 80 Länder, in denen ihr potentiell steuerfrei leben könnt! Bis dahin habt ihr natürlich auch die Möglichkeit schon vorher alles Wissenswerte über ein persönliches Gespräch mit mir zu erfahren.
Nun aber weiter zu den Vorteilen eines dauerhaften Aufenthaltes in einem Land. Die Wohnsitzlosigkeit mittelfristig zu beenden soll einerseits vor Risiken schützen oder Nachteile vermeiden, andererseits aber natürlich auch neue Chancen eröffnen.
Die Nachteile, denen es vorbeugen soll:
- Absicherung vor dauerhafter Rückkehr nach Deutschland
- Absicherung bei möglichen Gesetzesänderungen/Krisen
- Probleme mit der Kommunikations-Adresse bei Wohnsitzlosigkeit
Die Vorteile, die eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung in einem Land bringen kann (außer Steuerfreiheit auf Einkommenssteuer)
- Befreiung von Kapitalsteuern im Heimatland
- Rückerstattung von Mehrwertsteuern unter gewissen Voraussetzungen
- bessere Investitionsmöglichkeiten vor Ort, Erwerb von Immobilien
- mit einem lokalen Ausweis verbundene Privilegien (etwa Reisefreiheit Südamerika)
Schauen wir uns das ganze im Folgenden einmal konkret an:
7 Vorteile eines dauerhaften Aufenthaltes
1. Absicherung vor dauerhafter Rückkehr nach Deutschland
Als Wohnsitzloser bist Du nicht rechtlos wie manche es Dir vielleicht suggerieren wollen. Du bist nicht vogelfrei – man kann Dich genauso wenig straffrei ermorden, bestehlen oder versklaven. Du vergehst zwar Deinen Rechten auf staatliche Unterstützung während Du abgemeldet bist, entgehst damit aber gleichzeitig vielen staatlichen Pflichten. Sogar wählen darfst Du noch, auch wenn die Beantragung etwas komplizierter ist.
Was Dir als Wohnsitzloser allerdings zum Verhängnis werden könnte ist, wenn Du nach einigen Jahren der Wohnsitzlosigkeit genug von einem solchen Leben hast und direkt ohne Umwege Dich wieder in Deutschland anmeldest.
Warum ist dies ein Problem? Der Staat bzw. das Finanzamt fragen sich, wo Du denn tatsächlich gewesen bist. Vielleicht warst Du nur schein-abgemeldet, hast tatsächlich aber die ganze Zeit versteckt in Deutschland gewohnt? Oder du warst tatsächlich außer Landes, kannst es aber nicht nachweisen? Nicht unwahrscheinlich, dass Dir daraus ein Strick gedreht werden wird. Steuernachzahlung ist das mindeste was in diesem Fall auf Dich zukommt.
Selbst wenn Du Deine Abwesenheit außerhalb Deutschlands nachweisen kannst, weiß man nie so genau, wie tatsächlich die Lage ist. Deinen Reisepass mit entsprechenden Stempeln wie auch Flugbuchungen und Hotelrechnungen solltest Du Dir daher auf jeden Fall aufbewahren. Denn leider gibt es meines Wissens keinerlei Präzedenzfälle, in der ein aus Deutschland abgemeldeter Wohnsitzloser nach direkter Rückkehr wieder Probleme hatte. Daraus zu schlussfolgern, dass es keine Probleme gibt, wäre jedoch gewagt.
Eine große Rolle spielt dabei sicher das Einkommen und Vermögen. Wenn jenes niedrig ist, sollte es keine großen Schwierigkeiten geben. Sobald es aber ernsthaft etwas zu holen gibt, hinzu noch über mehrere Jahre, sollte eine entsprechende Absicherung da sein. Eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis in einem bestimmten Land ist dabei die beste Absicherung.
Große Gedanken muss man sich als Deutscher oder Österreicher aber letztlich doch nicht machen. Schließlich kann man einfach problemlos in eines der 27 anderen EU-Länder einwandern, bevor es wieder zurück nach Deutschland geht. Ist man dort mindestens ein Jahr örtlich steuerpflichtig gewesen, sollte man absolut problemlos wieder nach Deutschland zurückkehren können.
Doch wer will das schon? Von 0% auf kombinierte 80% Abgaben ist nicht gerade leicht verschmerzbar.
2. Absicherung bei Gesetzesänderungen/Krisen
Im Moment ist die Gesetzeslage zur Abmeldung und Wohnsitzlosigkeit klar, obwohl viel Unsinn darüber im Umlauf ist. Wer in Deutschland abgemeldet ist und nicht seinen gewöhnlichen Aufenthalt, sprich Lebensmittelpunkt, in Deutschland hat, der ist nicht steuerpflichtig. Es sei denn er ist erweitert beschränkt steuerpflichtig, ein leidiges Gesetz zur Verhinderung von Steuerflucht, das für gut verdienende Unternehmer relevant sein könnte (Artikel dazu bald). Wohnsitzlose sind also nicht steuerpflichtig, sofern sie keinen auf Boris Becker machen.
Die unbeschränkte Steuerpflicht nach § 1 Abs. 1 EStG entfällt bei der Aufgabe jeglichen
Wohnsitzes und gewöhnlichen Aufenthalts im Inland und somit auch dann, wenn
weltweit keine neue Ansässigkeit begründet wird, wie z.B. im Fall einer Weltreise.
Dies ist die aktuelle Gesetzeslage. Aber natürlich muss man sich fragen, wie lange sie das noch bleibt. Mit dem Konzept des Perpetual Travelings hat der Steuerstaat etwa sicher nicht gerechnet. Was macht er, wenn nicht nur ein Dutzend Leute sich abmelden um „staatenlos“ zu werden wie 2015, sondern Tausende bereits 2016?
Vermutlich habe ich und mein Blog dann ein größeres Problem. Genauso freilich könnte es eine Gesetzesänderung geben. Man muss schließlich nur ein paar Wörter im Gesetzestext austauschen. So könnte in Zukunft die unbeschränkte Steuerpflicht etwa nur dann entfallen, wenn tatsächlich eine neue Ansäßigkeit in einem anderen Land begründet wird.
Ob und wie wahrscheinlich dies ist, lässt sich nicht vorhersagen. Aber bevor die Regierung die Steuerpflicht an die Staatsbürgerschaft knüpfen wird, wäre solch eine kleine Änderung die durchsetzbarere. Zumindest, wenn sie sich steuerlich tatsächlich auch lohnen würde. Was bisher wohl eher weniger der Fall ist.
Ein dauerhafter Aufenthalt kann natürlich nicht nur vorteilhaft bei potentiellen Gesetzesänderungen sein. Vielleicht wünscht man sich auch einfach einen sicheren Hafen vor den großen Krisen, die der Welt in den nächsten Jahren womöglich bevorstehen werden. Das Wirtschaftskrisen längst nicht ausgestanden sind und neue Weltkriege drohen brauche ich meinen Lesern ja nicht ständig erzählen, hat aber viel Wahres in sich. Sich ein entsprechendes neutrales und/oder autarkes Land auszusuchen, in dem man selbst die größten Krisen einigermaßen überstehen kann, kann ein durchaus wichtiger Faktor sein.
Noch ein Faktor, für den man heute vielleicht ausgelacht wird. Das Lachen wird denjenigen, wenn es soweit ist, aber wohl im Halse stecken bleiben. Die Grenzen werden nämlich schnell dicht gemacht für alle, die sich nicht schon vorher um ihren Plan B gekümmert haben.
Führt man sich vor Augen, dass die zukünftigen Schlachtfelder vor allem Eurasien und die Arabische Halbinsel sein werden, sind geografische Peripherie-Gebiete zu empfehlen. Gleichzeitig sollte es sich aber um ein relativ autarkes Land handeln, das sich beim Zusammenbruch der Weltinfrastruktur selbst versorgen kann. Neutralität und gewisse Unbedeutendheit im Weltgeschehen sind weitere Faktoren, auf die es sich zu schauen lohnt. Interessant sind daher vor allem wohl einige südamerikanische Staaten und das südliche Afrika. Inseln sind in der Regel nicht zu empfehlen vor diesem Hintergrund, es sei denn sie sind ausreichend groß. Genaue Einschätzungen bezüglich einer solchen Situation werde ich aber nochmals separat vornehmen. Ob dies für Dich eine Rolle spielt, musst Du letztlich selbst entscheiden.
3. Feste Adresse
Wohnsitzlosigkeit geht mit mangelnder Kommunikationsfähigkeit einher. Schließlich hat man keine wirkliche feste Adresse, über die man seinen Briefverkehr abwickeln kann. Denn auch wenn heute fast alles online möglich ist, für manche Sachen braucht man eben doch eine Adresse.
Zum Glück gibt es für Wohnsitzlose dabei mehrere Auswege. Ob sie eine temporäre Adresse ihres derzeitigen Aufenthaltsortes nutzen, die Heimadressse ihrer Eltern, von Verwandten oder Freunden nutzen oder sich ein Virtuelles Büro mit Nachsende-Aufträgen anmieten – die Möglichkeiten sind vielfältig.
Während diese Möglichkeiten zwar ausreichend für die meisten Alltagsgeschäfte sind, braucht man für manche Dinge einen höheren Adress-Nachweis. Eines davon ist der für Perpetual Traveler nicht unwichtige 4. Baustein der Flaggentheorie – die Eröffnung von Bank-Konten.
Denn aufgrund von immer verschärfteren Bestimmungen wie der seit heute geltende Common Reporting Standard zur Verhinderung von Steuerflucht, Anti-Geldwäsche-Gesetze und Know-Your-Customer-Polices zur Bekämpfung von Terrorismus, wird es zunehmend schwieriger ein Bankkonto zu eröffnen.
Die Zeiten, in denen man mit einem Geldkoffer in eine Schweizer Bankfiliale marschieren konnte, sind jedenfalls definitiv vorbei. Heute braucht man bei fast allen Banken einen Adress-Nachweis in Form einer Haushaltsrechnung.
Das heißt, Du brauchst eine Strom-, Wasser- oder teilweise (abhängig von Bank) auch Telefon/Internet-Rechnung der letzten 3 Monate, in der man zweifelsfrei Deine Residenzadresse ablesen kann. Zumindest, wenn Du so ein Bank-Konto remote – also ohne persönliche Anwesenheit – eröffnen willst. Vor Ort persönlich kannst Du durchaus noch Glück haben Dich nur per Pass ausweisen zu müssen. Doch dies ist von Land zu Land unterschiedlich.
Natürlich brauchst Du keinen dauerhaften Wohnsitz um Dir solch eine Haushaltsrechnung zu beschaffen. Ein Zimmer für einen Monat ist schnell gemietet – eine Wohnung zum Schlafen braucht man ohnehin. Hat man seine Haushaltsrechnung, steht der erfolgreichen Eröffnung eines Kontos nicht mehr viel im Weg.
Aber vielleicht möchte man sich ja auch langfristig häuslich einrichten. Ab einem gewissen Einkommen lohnt es sich sicherlich eine Wohnung im Ausland zu halten, in die man gelegentlich zurückkehren kann. Ob man sie vermietet oder nicht. Möchte man gar eine Immobilie kaufen, ist in einigen Ländern eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung ohnehin Voraussetzung.
So kann man die volle Kontrolle über seine Post behalten, kann Freunden bei Gelegenheit einen günstigen Urlaub spendieren, möglicherweise passive Mieteinnahmen erlangen und von der Gelegenheit eines festen Rückzugsortes im Krisen- oder Krankheitsfall profitieren.
Merke, dass diese Möglichkeit einer festen Basis nicht zwingend mit einer dauerhaften Aufenthaltsgenehmigung in einem anderen Land zusammenhängt. Man kann natürlich theoretisch auch „Wohnsitzlos mit Wohnung“ sein. So geht es mir gerade etwa selbst auf Malta. Der Kauf von Immobilien ist in vielen Ländern ohne festen Wohnsitz dort zwar oft nicht möglich, sehr wohl aber die Miete. Hält man sich ein paar Monate im Jahr mit Touristen-Status in seiner gemieteten „Ferienwohnung“ auf, so ist dies sicher eine veritable Möglichkeit zumindest das Adressen-Problem zu lösen. Aber man entgeht eben den anderen hier vorgestellten Vorteilen.
4. Befreiung von Kapitalsteuern im Heimatland
Wenn man sich aus Deutschland abmeldet ist es steuerlich unbedenklich, wenn man weiter Konten oder Depots im Inland unterhält. Zumindest was die Einkommenssteuerpflicht angeht – denn Konten und Depots begründen keine unbeschränkte Steuerpflicht.
Sehr wohl sind die Einkünfte aus Kapitalanlagen in Deutschland aber beschränkt steuerpflichtig. Das heißt, Einnahmen aus Zinsen und Dividenden, werden automatisch mit Abgeltungssteuer veranlagt. Banken und Depots behalten also die zu entrichtenden Steuern automatisch ein, was immerhin die Notwendigkeit einer Steuererklärung verhindert. Zumindest wird diese in der Regel von der entsprechenden Finanzinstitution ausgestellt.
Allerdings ändert es nichts an der Tatsache, dass man 25% (mit Zuschlägen 26.4% bis 27,8%) seiner Kapitalerträge weiterhin an den deutschen Staat verliert. Mit der zu befürchtenden Abschaffung der Abgeltungssteuer dank CRS und damit voller Geltung der Einkommenssteuertarife, könnte das Ganze bald mit bis zu 45% noch deutlich höher ausfallen.
Natürlich muss man keine Konten oder Depots in Deutschland unterhalten. Es gibt genug Alternativen. Aber was man einmal hat, gibt man ungern weg. Gerade wenn man langjährige Kontakte zur Hausbank pflegt oder den Service eines guten deutschen Depots zu schätzen weiß.
Schließlich ist die Eröffnung neuer Finanzkonten – wie wir eben gesehen haben – auch zunehmend aufwändiger. Wer also nicht erwartet, dass ein Crash in Deutschland ihn um sein Vermögen bringen könnte, der kann sein Geld auch einfach dort belassen. Auch wenn er es in staatenlosen Augen keinesfalls sollte (zumindest komplett).
Als Wohnsitzloser kann er den Abgeltungssteuern damit nicht entkommen. Ist er aber Steuerausländer mit nachweisbarem Wohnsitz im Ausland, so kann er eine Befreiung der Besteuerung von Zinserträgen beantragen. Mit einer solchen Nichtveranlagungsbescheinigung führt er keine Kapitalertragssteuern auf deutsche Zinseinkünfte ab. Natürlich muss er sich in einem solchen Fall fragen, ob er nicht im Land seines dauerhaften Aufenthaltes wiederum steuerpflichtig auf Kapitalerträge ist. Die Nichtveranlagungsbescheinigung, oft auch für Studenten und Rentner interessant (Kapitalerträge höher als Sparerfreibetrag aber niedriger als Grundfreibetrag), gilt dabei für 3 Jahre und muss danach neu beantragt werden.
5. Rückerstattung der Mehrwertsteuer
In Deutschland zahlt man 19% Mehrwertsteuer (bzw. 7%). Es sei denn, man wohnt in der Schweiz. Dann kann man täglich nach Deutschland einkaufen fahren, von ohnehin günstigeren Preisen profitieren und sich zusätzlich noch die Mehrwertsteuer erstatten lassen.
Als ehemaliger Student in Konstanz weiß ich wovon ich Rede. Nicht nur die Supermärkte sind immer überfüllt. Jeden Tag hat der deutsche Zoll an der Grenze Konstanz/Kreuzlingen auch mit etwa 25.000 solcher Rückerstattungen (Ausfuhrscheine) zu kämpfen.
Denn für alle mit Wohnsitz außerhalb der EU besteht theoretisch die Möglichkeit sich die Mehrwertsteuer rückerstatten zu lassen. Sicher hast Du bei einem größeren Flughafen schon einmal einen entsprechenden Schalter gesehen, wo man entsprechende Rückerstattung beantragen kann.
Es scheint ein offenes Geheimnis zu sein, das abgesehen von Schweizern aber eher weniger Leute nutzen. An besagten Schaltern habe ich nämlich fast nie Leute gesehen. Schließlich muss man auch Rechnungen sammeln und Papierkram ausfüllen. Doch bei 19% Mehrwertsteuer in Deutschland, ähnlich viel oder mehr in anderen EU-Staaten, kann sich das Ganze durchaus lohnen. Insbesondere bei hochwertigeren Anschaffungen. Da muss man dann freilich wiederum beim Zoll im Heimatland aufpassen.
Wie dies mit der Rückerstattung der Mehrwertsteuer alles so genau funktioniert, werde ich bald in einem separaten Artikel verraten. Schließlich klappt das Ganze je nach Wohnsitzland auch nicht nur in der Europäischen Union, sondern auch in vielen anderen Staaten. Teilweise gibt es je nach Staat auch einen Mindesteinkaufsbetrag und Geschäfte können frei entscheiden, ob sie dies überhaupt anbieten. Falls sich das ganze für Dich interessant anhört, dann verlange doch aber jetzt bereits bei jedem Einkauf in der EU einen Ausfuhrschein von der Kassiererin!
6. bessere Investitionsmöglichkeiten vor Ort
Dass man zum Erwerb von Immobilien in manchen Ländern eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung braucht, hatten wir bereits erwähnt. Genauso bietet sich aber auch der Zugang zu besseren Investitionsmöglichkeiten nur dann, wenn man im entsprechenden Land seine Permanent Residence hat.
So erzählte mir ein Klient kürzlich über traumhafte Zinsen in Paraguay von 10-15%. Das Problem: um davon profitieren zu können, muss man in Paraguay eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung haben. Zum Glück ist Paraguay eines der Länder der Welt, in dem diese am einfachsten zu erlangen ist.
Genauso wie Paraguay bieten aber auch viele andere Länder Zugang zu lukrativen Investments nur jenen, die auch tatsächlich ein Bleiberecht im Land haben. Ob Immobilien, Landbesitz oder andere Investitionen, mit dauerhaftem Wohnsitz im richtigen Land steigen oft die Möglichkeiten.
7. zusätzliche Priviliegen
Der Zugang zu besseren Investment-Möglichkeiten ist bereits ein Privileg, das dauerhaft Aufenthaltsberechtigten zukommt. Ein weiteres sind die Vorteile, die mit dem Erhalt eines lokalen Ausländer-Ausweises einhergehen.
Viele südamerikanische Staaten sind etwa in der Andean Community und im MERCOSUR zusammengeschlossen. Diese sind auf dem Weg sich langfristig in eine Art „Europäische Union“ zu verwandeln, wenn auch deutlich weniger zentralistisch wie in Europa. So ging es bisher vor allem um die eher positiven Aspekte wie Freihandel und Abbau von Einwanderungsbeschränkungen.
In diesen Genuss kommen auch Inhaber einer Permanent Residency in entsprechenden Ländern. Ihr lokaler Ausländer-Ausweis ermöglicht es ihnen visafrei und ohne ihren Reisepass in einige andere Länder Südamerikas einzureisen. Zudem werden Einwanderungsbestimmungen vereinfacht, was insbesondere in Hinblick auf eine zusätzliche Staatsbürgerschaft interessant werden kann.
Zwar können sich die meisten Europäer heute bereits weitgehend frei in Südamerika bewegen, doch dies nur mit lokalen Ausweis tun zu können kann gewisse Vorteile haben. Impfgegner könnten so etwa ohne vorgeschriebene Gelbfieber-Impfungen in diverse Länder einreisen.
Nicht nur südamerikanische Länder können freilich solche Vorteile bieten. Manche andere Länder haben bilaterale Abkommen, die den Zugang ins Nachbarland deutlich vereinfachen. Oder sie bieten dem Inhaber eines Ausländer-Anweises diverse Vergünstigungen. In Panama bekommen Inhaber einer bestimmten Aufenthaltserlaubnnis etwa krasse Vergünstigungen auf fast alle Dinge des täglichen Lebens.
Ein fester Wohnsitz im ohnehin steuerfreien (auf Auslandseinkommen) Panama zahlt sich also gleich doppelt aus (unter dem entsprechenden Programm)
Wie lange wohnsitzlos?
Ich hoffe, ich konnte mit meinem Artikel den Mythos der Wohnsitzlosigkeit etwas zerstören. Wohnsitzlosigkeit ist zwar ein toller Start, aber unter Einbeziehung aller Punkte letztlich kein Ziel, auf das man hinarbeiten sollte.
Ständig wohnsitzlos zu sein ist nichts, wonach ein Perpetual Traveler, der seine Philosophie eines freien, unabhängigen Lebens ernst nimmt, streben sollte.
Natürlich sind wir hier wieder beim Staatenlos-Paradox. Ist man noch staatenlos, wenn man nicht mehr wohnsitzlos ist, sondern sich mit dauerhaften Aufenthalt an einem Staat bindet? Ja, man ist es. Es verhält sich letztlich ähnlich wie mit der Staatsbürgerschaft. Statt einem Staat ausgeliefert zu sein, lässt sich das Risiko mit 2 Staaten minimieren. Genauso lässt sich das Risiko eines abrupten Ende des Perpetual Traveling minimieren, indem man seine Wohnsitzlosigkeit zugunsten eines dauerhaften Aufenthaltes aufgibt. Die vielen zusätzlichen Vorteile, die sich daraus ergeben, gar nicht miteingerechnet. Zumal man seine Aufenthaltsberechtigung jederzeit durch Wegzug aufgeben kann oder auch mehrere nebenbei laufen haben kann (wenn Staaten es nicht so genau nehmen).
Aus all dem erwächst natürlich die Frage, wie lange man überhaupt wohnsitzlos sein sollte wenn ewig keine gute Idee ist. Diese Frage lässt sich schwer beantworten und kommt auf den Einzelfall an.
Generell sollte man sich aber nach 2-3 Jahren des Lebens als Perpetual Travelers die ersten Gedanken darüber machen. Hat man bereits ein hohes Einkommen oder Vermögen, sollte man dies gar noch vor eigentlicher Abmeldung aus Deutschland tun.
Dazwischen kommt es sehr auf die eigenen Bedürfnisse an. Viele sind froh, wenn sie ein halbes Jahr sich dauerhaft irgendwo aufhalten können. Es ist vorteilhaft, dies sofort auch zu angehen. Wer aber ein Nomaden-Gen in sich hat, der kann auch gerne etwas länger warten. Und sich vielleicht auch ein Land zum dauerhaften Aufenthalt aussuchen, in dem er sich gar nicht dauerhaft aufhalten muss.
Wohnsitzlosigkeit ist eine tolle Möglichkeit für junge Menschen, die frei von Restriktionen und Steuern ihr eigenes Geschäft zum Laufen bringen wollen. Gleichzeitig können sie ihre Freizeit nutzen, die Orte auf der Welt auszukundschaften, die sie sich zum Leben vorstellen können. Denn langfristig wollen sie auch ihre feste Basis haben. Und von den zusätzlichen Möglichkeiten und Wegfall von Schwierigkeiten profitieren, die ihnen ein dauerhaftes Aufenthalt samt feste Wohnung in ihrem Wunschland bietet.
Bist Du schon wohnsitzlos? Weil Dein Leben Dir gehört
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